2. Sippe: Schmuckottern (Callophis)

[407] Die asiatischen Vertreter der vorstehend beschriebenen Schlangen sind die Schmuckottern (Callophis), wie wir sie nennen wollen. Sie unterscheiden sich von jenen eigentlich nur durch die Anzahl der Schuppenreihen, welche bei ihnen dreizehn, bei den Prunkottern dagegen funfzehn beträgt. Der rundliche Leib ist sehr lang und schmächtig, der kaum vom Halse abgesetzte Kopf stumpf, der Schwanz sehr kurz, das weite Nasenloch zwischen zwei Schildern gelegen, das rundsternige Auge klein und von einem Vor- und zwei Nachaugenschildern umgeben. Die Schilder des Kopfes sind regelmäßig, obgleich der Zügelschild fehlt, die Schläfenschilder in einer einzelnen Längsreihe geordnet, die Oberlippen mit sechs bis acht Schildern bedeckt, die Schuppen glatt und wenig geschindelt, die, welche die Rückenmitte decken, nicht vergrößert.

Besonders beachtenswerth erscheint die Bildung der Giftdrüsen, welche nach Meyers Befund bei einzelnen Arten der Gruppe von dem allgemeinen Gepräge nicht abweichen, bei anderen hingegen eine beispielslose Größe erreichen, indem sie ein Drittheil, sogar die Hälfte der ganzen Länge des Leibes einnehmen, in die Leibeshöhle selbst sich erstrecken und die Lage der übrigen Eingeweide merklich beeinflussen, beispielsweise das Herz nach hinten rücken, besonders auffallend, daß die gewaltigen Drüsen bei einzelnen Schlangen der Gruppen gefunden werden, welche solchen, bei denen sie nur gewöhnliche Größe haben, in allen übrigen Beziehungen ähneln. Die Erkenntnis dieser Eigenthümlichkeit ist noch so neu, daß erst spätere Untersuchungen uns darüber aufzuklären vermögen, ob sich hierauf Sippenunterschiede begründen lassen oder nicht.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 407-408.
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