[546] Ansteckung (Infection, Contagion, Med.). Übertragung einer Krankheit von einem kranken Körper auf einen gesunden. Gewöhnlich schreibt man die A. einem unbekannten Ansteckungsstoffe (Contagium) zu, jedoch ist dieser Weg der Übertragung einer Krankheit überall da räthselhaft, wo man nicht den Stoff selber zu ermitteln im Stande ist. In einigen Fällen vermitteln Schmarotzerthiere die A. (so bei Krätze, Raute etc., Wurmkrankheit), od. Schmarotzerpflanzen (bei Ansprung, Kopfgrind u. Schwämmchen); in anderen Fällen ist der Weg ein blos psychischer, so bei der Übertragung von Krämpfen, sei es Gähnen od. Epilepsie, od. wie bei der Predigtkrankheit. Beim Schnupfen mag der Nasenschleim die Krankheit übertragen u. bei den Blattern die Lymphe. Bei wenigen Krankheiten nur scheint eine A. ohne Berührung möglich zu sein, so bei Masern, Scharlach. Alle diese übertragbaren Krankheiten nennt man ansteckende Krankheiten (Morbi contagiosi). Schutz gegen A. kann nur Reinlichkeit des Körpers, Genuß frischer Luft, möglichste Furchtlosigkeit u. Vermeidung aller Störung in der bisher gewohnten Lebensweise, wenn sie sonst nicht gesundheitswidrig ist, gewähren. Die mit dem angeblichen Krankheitsstoffe geschwängerten Kleider, Betten, Zimmer etc. sind vor allem Weitergebrauch gründlich zu reinigen (desinficiren), dann aber gelten sie für unschädlich. Da jedoch die Phantasie ein häufiger Vermittlungsweg der A. ist, so ist bei vorhandenem, nicht zu bekämpfendem Widerwillen alle Berührung mit dem Kranken u. dessen Zubehör zu meiden.