Brahmā

[170] Brahmā (ind. Relig.), die erste Offenbarung Brahms durch Maja; repräsentirt die Schöpferkraft, er hat die Welt u. die Menschen erschaffen u. ist erster Gesetzgeber u. Lehrer Indiens (daher Verfasser der Vedas); nach dem Gesetzbuche des Manu entstand zuerst durch Gottes Willen das Flüssige, in diesem ein wie Gold glänzendes Ei (Brahmanda), in welchem Brahm selbst als B. geboren ward. Sein Wille zersprengte das Ei u. daraus[170] schuf B. alle Dinge, die Menschen, Geister u. Götter, worauf er wieder in Brahm zurückkehrte, s. Indische Mythologie. Sein Leben dauert 100 Jahre zu 365 Tagen u. ebensoviel Nächten zu je 1000 Sadrijugams, deren jedes 4 Jug od. 4,320,000 menschliche Jahre enthält. also die Lebensdauer B-s = 315,360,000,000,000 unserer Jahre. Mit seinem Entschlafen am Ende der einzelnen Lebensperioden u. mit seinem Wiedererwachen sind die Erdzerstörungen u. Erneuerungen verbunden. Mit seinem Tode endlich wird Alles vernichtet, bis ein neuer B. u. somit ein neues Universum geschaffen wird. Bis jetzt ist B. 1001 Mal gestorben u. wieder geboren worden. Brahmi ist seine Tochter u. Gattin. Abgebildet wird B. mit 4 Köpfen u. eben so vielen Armen, welche verschiedene Symbole tragen, die seine Unsterblichkeit, Allmacht u. gesetzgebende Gewalt bezeichnen. Sein Lieblingsvogel ist Hamsa, der Schwan, auf welchem er gewöhnlich reitet. Sein Paradies, Brahmaloga, ist auf dem Berge Mer u. Hierher kommen die treuen Diener Brahmas, u. in dem Meere Behra sich badend, legen sie das Alter ab u. empfangen die ewige Jugend; hier liegt auch B-s Stadt Brahmapatnam, aus deren 4 Thoren die Flüsse Sadalam, Sadasson, Patram u. Acaguey entspringen. Beinamen: Attimaboh (der gute Geist), Bischeschrik (Blume der Schöpfung), Kamalasana (der im Lotus Sitzende), Widhada (Vater des Schicksals u. der Schickungen der Menschen etc.). Verehrt wurde B. in der ältesten Zeit, u. die Religion Indiens mit B-s Verehrung heißt Brahmaismus, welchem der Schiwaismus u. Wischnuismus folgten, s. Indische Religion.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 170-171.
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