Colophonĭum

[279] Colophonĭum (Colophon, Geigenharz), das von dem Terpentin nach Entfernung des Terpentinöls durch Destillation zurückbleibende, gelbe od. braune glasartig spröde, halbdurchsichtige Harz, es hat muschligen Bruch, specifisches Gewicht 1,07–1,08; löst sich in Alkohol, Äther, fetten u. flüchtigen Ölen, bildet mit Ammoniak u. Kali Seifen. Es erweicht bei 69° C. u. schmilzt bei 135°; es enthält 2 isomere Harzsäuren, die Pininsäure u. Sylvinsäure = C40H30O4: a) Pininsäure (Alphaharz), in kaltem Alkohol löslich, gibt mit Kupferoxyd eine in Alkohol unlösliche Verbindung, ihre Existenz ist noch zweifelhaft; b) Sylvinsäure (Betaharz), krystallisirt in farblosen rhombischen Prismen, die in Alkohol u. Äther leicht löslich sind, schmilzt bei 140° u. erstarrt zu einer glasartigen Masse; über ihren Schmelzpunkt erhitzt, geht sie in Colopholsäure über. Ihre weingeistige Lösung oxydirt sich an der Luft, indem sich Krystalle von Oxysilvinsäure = C40H30O8 bilden. Außerdem findet sich noch im C. präformirt die Colopholsäure (Gammaharz), sie ist braun, stark sauer u. in Alkohol schwer löslich. Caillot u. Baupp fanden in dem C. des strasburger Terpentins die Abietinsäure, vielleicht nur ein Gemenge der obengenannten. Im C. von Bordeaux (Galipot, von Pinus maritima gewonnen) fand Laurent die Pimarsäure, ebenfalls = C40H30O4, in Alkohol u. sehr leicht in Äther löslich, in 6seitigen Prismen krystallisirend. Sie gibt bei der Destillation im luftleeren Raum die in Nadeln krystallisirende Pyromarsäure, u. einen öligen Körper, Pimaron = C20H14O. Durch Kochen mit Salpetersäure Azomarsäure (C20HNO8);[279] sie, ist gelb, unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol u. Äther, nicht krystallisirbar. Das C. wird zu Räucherungen, zu Pflastern, häufiger von Klempnern u. Zinngießern beim Löthen, von Musikern zum Bestreichen der Violinbogen (daher Geigenharz), auf Theatern als Blitzpulver benutzt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 279-280.
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