Englischer Schweiß

[761] Englischer Schweiß (Sutor anglicus), merkwürdige, am Ende des 15. u. im Anfange des 16. Jahrh. verbreitete, fast immer tödtliche Fieberkrankheit, die weder vorher noch nachher wieder beobachtet wurde; ausgezeichnet durch heftigen, 8 bis 24 Stunden anhaltenden Schweiß mit höchster Erschöpfung, unersättlichem Durste u. großer Angst Sie brach zuerst in England 1486 (od. 1485) im August aus, dauerte bis zu Ende October u. verbreitete sich über das ganze Land. Der 2. Ausbruch erfolgte 1507, der 3. 1517; jetzt tödtete sie bisweilen schon in Zeit von 2–3 Stunden u. gelangte bis Calais; 1525 erfolgte der 4. Ausbruch u. breitete sich auch in Holland, Deutschland u. Polen aus. Zum 5. Mal erschien sie in England 1551. Fast immer herrschte die Krankheit im Sommer u. Herbst, bei feuchter, neblicher Witterung; es wurden, wenn sie einmal ausgebrochen war, junge, starke Personen, od. Leute aus den höhern Ständen (so auch König Heinrich VIII., der jedoch gerettet wurde), von ihr ergriffen. Jedenfalls ist der E. S. nur ein heftiges sogenanntes Schweißfieber (Febris sudatoria, Hydronosus) gewesen, wie es auch heutzutage, wenn auch selten u. mäßiger, als sogenannte Frieselkrankheit (Miliaria) beobachtet wird; vgl. Hecker, Der Englische Schweiß, Berl. 1834.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 761.
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