Hüftweh

[582] Hüftweh (Ischias, Malumischiadicum, Sciatica), heftiger, meist rheumatischer, bisweilen von schleichender Entzündung verschiedener Beckentheile od. Hämorrhoidalcongestion derselben herrührender od. auch bereits nervös gewordener Schmerz in der Lendengegend. Das H. ist bald mehr festsitzend, auf das Gelenk allein beschränkt u. wird durch Auftreten mit dem Fuße geweckt, u. dann besteht meistens eine schleichende Entzündung im Gelenk (Coxitis, Hüftgelenkentzündung), als deren Folge das sogenannte freiwillige Hinken (Claudicatio spontanea) zurückbleibt; bisweilen erstreckt sich der Schmerz nach den Kreuzknochen u. den Lenden hin mit unbestimmtem Sitze u. mehr od. weniger behinderter Bewegung, dann ist das Leiden rheumatischer Natur, ein Knochen- od. Muskelleiden der Beckengegend vorhanden; bisweilen begleitet er genauer den Lauf u. die Endausbreitungen der Hüftnerven od. Schenkelnerven u. ihrer Äste (Ischias nervosa Cotunni); folgt der Schmerz dem Verlauf des Hüftnerven, so strahlt er an der hinteren Seite des Schenkels u. außen herab bis zur Kniekehle u. vertheilt sich hier in den Unterschenkel (I. postica, Neuralgia ischiadica, hinteres H.); folgt dagegen der Schmerz. dem Verlaufe des Schenkelnerven u. geht von der Leiste aus an der inneren u. vorderen Seite des Gelenkes zum Knie bis an den inneren Knöchel herab, so nennt man es vorderes H. (I. antica, Neuralgia cruralis, N. femoropraetibialis). Die Behandlung ist verschieden je nach der rheumatischen, entzündlichen, nervösen od. sonst specifischen Natur des Übels, im Ganzen hat man mehr von den örtlichen, als von den allgemeinen Mitteln zu hoffen, außer wo das Leiden mit Hämorrhoidalbeschwerden od. mit Fieber in Verbindung ist.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 582.
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