Kinderkrankheiten

[489] Kinderkrankheiten, 1) im engeren Sinne die acuten Exantheme (Pocken, Masern, Scharlach), die, weil sie in der Regel dasselbe Individuum nur ein einziges Mal befallen, u. zwar meistens in der Jugend, auch Entwickelungskrankheiten genannt werden; 2) im weiteren Sinne diejenigen Erkrankungen, welche dem Menschen von der Geburt bis zum Eintritte der Geschlechtsentwickelung zustoßen, bes. gern gerade im Kindesalter auftreten od. doch durch die Eigenthümlichkeit des Kindeslebens u. des Kinde Organismus (Wachstum, Zahnentwischung u. Neigung zu Gehirnaffectionen mit sogenannten Krämpfen) nach Erscheinung u. Verlauf abgeändert werden. Schon vor u. während der Geburt ist das Kind Erkrankungen ausgesetzt die als sogenannte Bildungsfehler erscheinen u. zumeist in mangelhafter Ausbildung (Bildungshemmung) der Organe bestehen, z.B. Hasenscharte, Wolfsrachen, gespaltenes Rückgrat Hirnbruch, Schädelschwund (Craniotabes). Ebenso ist das Kind vor u. während der Geburt verschiedenen Verletzungen ausgesetzt, wodurch Verkrümmungen des Rückgrates u. der Glieder, Amputation derselben durch feste Verschlingung der Nabelschnur, Kopfblutgeschwulst etc. beding werden. Nach der Geburt ist das Kind a) Krankheiten des Gehirns u. der Nerven ausgesetzt u. zwar dem Scheintod, dem hitzigen Wasserkopf u. den Krampfkrankheiten (z. B, Eklampsie, Kinnbackenkrampf der Neugeborenen), welche letzteren jedoch aus andern Krankheiten ihren, Ursprung nehmen u. nur als begleitende Erscheinungen, der verschiedenartigsten Erkrankungen gelten können, zumal bei Lungenleiden, Verdauungsstörungen u. der Zahnentwickelung; b) Krankheiten der Sinne (z.B. Augenliderentzündung der Neugeborenen); c) Krankheiten der Atmungsorgane (Bräune, Keuchhusten); d) Krankheiten der Verdauungsorgane (Schwämmchen, Magenerweichung, krankhaftes Zahnen); e) Krankheiten der Geschlechtsteile u. Harnwerkzeuge (Bettpissen, Syphilis der Neugeborenen): f) Krankheiten der Haut u. des Zellgewebes Milchschorf, Kinderbrand, Rose der Neugeboren Verhärtung des Zellgewebes, Nabelentzündung). In mehreren großen Städten bestehen besondere Kliniken für Kinderkrankheiten, so in Wien u. Paris. Vgl. Billard, Traité des maladies des enfants, Par. 1828; Valleis, Clinique des malad. des enf., Par. 1838; Rilliet u. Barths, Traité des malad. des enf. ebd. 1843; F. L. Meißner. Die K., 3. Aufl. Lpz. 1844, 3 Bde.; Ders., Katechismus der K., ebd. 1853; Bouchut, Les mal. des enf., Par. 1845; Legendre, Über die wichtigsten Krankheiten des kindlichen Alters, (deutsch von Oppermann, Berl. 1847); Bednar, Die Krankheiten der Neugeborenen, Wien 1852 f., 3 Bde,; Ders., Lehrbuch der K., ebd. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 489.
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