Maintenon [2]

[740] Maintenon (spr. Mängt'nong), Françoise d'Aubigné, Marquise von M., aus einer protestantischen Adelsfamilie stammend, geb. 27. Nov. 1635 im Gefängnisse zu Niort, wo sich eben ihre Eltern befanden, ging mit denselben 1638 nach Amerika, kehrte 1646 nach Frankreich zurück, heirathete 1691 den Dichter Scarron, gerieth nach dessen Tode 1660 in drückende Noth u. war eben im Begriff, als Erzieherin der Kinder einer Infantin nach Portugal zu gehen, als sie durch die Montespan vom König Ludwig XIV. eine Pension von 2000 Livres erhielt. Anfang von dem König als Scheinheilige mit Mißfallen betrachtet, wurde sie dann, ms Gouvernante des jungen Herzogs von Maine, von ihm geachtet u. mit den Mitteln zum Ankauf des Landgutes Maintenon, dessen Namen sie annahm, beschenkt, hierauf [740] Hofdame bei der Dauphine, bald Dame d'atour, endlich in ihrem 50. Jahre Maitresse des König- u. 1685 mit demselben im Stillen vermählt. Die Aufhebung des Edicts den Nantes war hauptsächlich ihr Werk. Sie wandte ihre Einkünfte größten theils zur Unterstützung der Armen an u. veranlaßte den König 1886 zur Errichtung des Erziehungsinstituts in der Abtei von St. Cyr. Nach dem Tode Ludwigs XIV. 1715 lebte sie dieser Anstalt ganz u. starb daselbst 15. April 1719. Vgl. La Beaumelle, Lettres et mém, de Madame de M. Hamb. 1756, Par. 1815 (deutsch Lpz. 1757, 3 Bde.); Carraccioli, La vie de Madame de M., Par. 1786; Frau von Genlis, Histoire de Madame de M., ebd. 1806, 2 Bde. (deutsch Lpz. 1807); Lettres inédites de Madame de M. et de la Princesse des Ursins, Par. 1814–26, 4 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 740-741.
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