Mittag

[327] Mittag 1) der Moment des Tages, in welchem die Sonne ihren höchsten Stand am Himmel hat, od. durch den Meridian geht. Wenn die Sonne während ihres täglichen scheinbaren Laufs culminirt, d.h. wenn der Sonnenmittelpunkt in den Meridian eines gewissen Beobachtungsortes tritt, so sagt man: es ist an diesem Orte 12 od. 0 Uhr wahre Sonnenzeit od. wahrer M. Die Zeit zwischen zwei zunächst auf einander folgenden wahren Mittagen heißt ein wahrer Sonnentag. Wenn aber die sogenannte mittlere Sonne während ihres täglichen Laufes culminirt, d.h. wenn der Mittelpunkt dieser imaginären Sonne in den Meridian des Beobachtungsortes tritt, so sagt man: es ist an diesem Orte 12 od. 0 Uhr mittlere Sonnenzeit od. mittler M. Um den wahren M. (verbesserten M.) der Uhr zu finden, muß man die Mittagsverbesserung, d.h. die Correction an dem, aus correspondirenden Sonnenhöhen hergeleiteten unverbesserten Mittage der gebrauchten Uhr anbringen. Diese Mittagsverbesserung hat ihren Grund darin, daß wegen der stetigen Änderung der Sonnendeclination zu den beiden gleichen Höhen der Sonne, welche des Vor- u. Nachmittags beobachtet worden sind, nicht gleiche Stundenwinkel der Sonne, also auch nicht gleiche Zwischenzeiten in Bezug auf den wahren M. gehören. Zur Bequemlichkeit der Beobachter hat man Tafeln der Mittagsverbesserung, aus denen dieselbe für jeden Tag im Jahre leicht entnommen werden kann. Ebenso ist die Mitternachtsverbesserung die Correction, welche man an der aus zwei gleichen Sonnenhöhen (des Abends u. Morgens darauf genommen) hergeleiteten unverbesserten Mitternacht der Uhr, welche dazu gebraucht worden, anbringen muß, um die verbesserte, d.h. diewahre Mitternacht der Uhr zu finden; 2) die Zeit, mit unbestimmten Grenzen, in welcher die Sonne scheinbar am höchsten steht, bes. als Mittagsstunde, die Zeit von 12 bis 1 Uhr, vgl. Mitternacht 2); 3) M. nach mittler Zeit, das Ende der 24. Stunde u. Anfang der ersten Stunde nach astronomischen Uhren, die bei gleichmäßigem Gange bald um mehre Minuten (bis über 14 u. 16) dem wahren M. vorrücken od. nachfolgen, viermal im Jahre aber mit ihm ganz od. fast übereinstimmen; 4) (Süden), die durch eine Linie bestimmte Himmelsgegend, welche vom Scheitelpunkte aus durch den Punkt, welchen die Sonne im wahren M. mit ihrer Mitte einnimmt, hindurch, am Horizont ausläuft.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 327.
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