Poitou

[237] Poitou (spr. Poatuh), ehemalige Landschaft in Frankreich, mit der Hauptstadt Poitiers zwischen Bretagne, Anjou, Touraine, Marche, Angoumais, Saintonge u. dem Atlantischen Ocean; theilte sich in Ober-P. (j. Departement Vienne) u. Nieder-P. (j. die Departements beide Sèvers u. Vendée). Hier wird ein leichter Franzwein, Poitouwein, erbaut, von dem nur die besseren Sorten ausgeführt werden können. Im Alterthum wohnten in P. die Pictones. Nach der Eroberung durch die Römer kam es zu Aquitania secunda u. wurde dann von den Westgothen besetzt u. im 6. Jahrh. von den Franken unter Chlodwig erobert; vom Ende des 7. Jahrh. bis in die Mitte des 8. Jahrh. besaß es Herzog Endes von Aquitanien u. dessen Nachfolger, dann vereinigte es Pipin mit seinen Besitzungen. Die Grafen, welche von den fränkischen Königen eingesetzt wurden, machten sich gegen Ende des 9. Jahrh. erblich u. nahmen den Titel als Herzöge von Aquitanien an. Im 12. Jahrh. kam P. an die Könige von England, denen es König Philipp August zu Anfang des lg. Jahrh. unter Johann ohne Land wieder abnahm; 1259 wurde es förmlich an Frankreich abgetreten. 1360 kam es durch den Frieden von Bretigny an England zurück. König Karl V. nahm es den Engländern gegen Ende des 14. Jahrh. wieder ab u. gab es seinem Bruder Johann, Herzog von Berry, nach dessen Tode es Karl VI. seinem Sohn Johann gab, welcher ohne Erben starb. Seitdem ist P. bei der Krone Frankreich geblieben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 237.
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