Rampsinit

[812] Rampsinit (Ramses, Remphis), ägyptischer König, Sohn des Proteus, regierte nach seinem Vater 1237–1182 v. Chr. (n.And. um 950), s. Ägypten (Gesch.). Von seinen Bauten ist der berühmteste der Tempel im westlichen Theben, bei Medinet-Habu. Nach der Sage ließ er sich zur Verwahrung seiner Schätze ein Gebäude errichten, u. der Baumeister setzte einen Stein so in dasselbe, daß er leicht herausgenommen werden konnte. Vor seinem Tode eröffnete der Baumeister das Geheimniß seinen Söhnen, welche darauf von den Reichthümern des Königs bedeutende Summen entwendeten. Da dem R. der Diebstahl gemeldet, die Siegel jedoch an den Thüren unverletzt gefunden wurden, so ließ R. Schlingen um die Gefäße, worin die Schätze waren, legen. Da nun die Diebe wiederkamen u. der Eine hineingegangen war, aber gefangen in der Schlinge, nicht wieder heraus konnte, bat er seinen Bruder, ihm den Kopf abzuschneiden. Dieser that es, um nicht auch selbst ins Verderben zu kommen. Der Leichnam wurde gefunden, u. da der König die Thäter gern entdecken wollte, ließ er den Leichnam öffentlich aushängen u. Wächter dazu stellen, damit sie den ergriffen, welcher mit Zeichen der Rührung daselbst vorbeiginge. Von der Mutter gedrängt, den todten Bruder zur Bestattung zu bringen, ersann der Andere folgende List: er füllte Schläuche mit Wein, lud sie auf Esel u. öffnete, bei den Wächtern angekommen, den einen Schlauch; die Wächter eilten helfend herbei u. erhielten einen Schlauch mit Wein zum Geschenk u. zechten bis sie trunken wurden u. einschliefen; der Listige nahm nun des Bruders Leichnam. Der König wurde gespannter, die Sache zu ergründen; er machte bekannt, seine Tochter solle sich mit einem aus dem Volke vermählen, wer ihr am Besten gefalle, doch sollte jeder ihr erst die ruchloseste u. klügste That seines Lebens erzählen. Der Thäter fand sich auch ein u. nachdem er der Prinzessin als seine schlechteste That die Tödtung seines Bruders u. als seine klügste die Wegnahme des bewachten Leichnams erzählt hatte, wollte sie ihn ergreifen, er aber reichte ihr in der Dunkelheit den abgeschnittenen Arm des todten Bruders u. entfloh. Da versprach der König dem Thäter, wenn er sich meldete, nicht allein Ungestraftheit, sondern auch seine Tochter zur Gemahlin. Der König R. soll nach einer andern Sage auch lebendig in die Unterwelt gestiegen sein u. mit Demeter gewürfelt haben u. von derselben mit einem goldenen Handtuch beschenkt wieder auf die Oberwelt zurückgekehrt sein.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 812.
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