Rupert [1]

[463] Rupert (Rudbert, eigentlich Hruotbert), 1) St. R., der Apostel der Baiern, stammte aus dem fränkischen Königshause u. war Bischof in Worms, als 696 der Ruf des Herzogs Theodo von Baiern an ihn erging, das Christenthum in dessen Lande einzuführen; R. folgte diesem Rufe u. taufte zunächst den Herzog, viele Edle u. eine große Menge Volk in Regensburg, dann bereiste er das Herzogthum der Donau entlang, das Evangelium predigend, u. gründete zuerst am Wallersee, wo die Fischach aus demselben tritt, eine Kirche, dann um 700 Kirche u. Kloster da, wo nachher Salzburg entstand; er wurde hier Bischof u. st. 27. März 718; sein Tag ist der 27. März. Nach Andern fällt seine Wirksamkeit in Baiern schon um 580, weil er zuerst das Christenthum in Baiern gepredigt habe, gegen Ende des 7. Jahrh. aber Eustasius u. Emmeran hier gewirkt hätten; aber R. war der Erste, welcher das Christenthum in Theodo's Lande befestigte, nachdem jene nur vorübergehende Erfolge gehabt hatten. 2) R. von Deutz, geb. in dem letzten Viertel des 11. Jahrh. vielleicht in Lüttich, wenigstens wurde er daselbst in dem Benedictinerkloster erzogen; er studirte vorzüglich die Heilige Schrift, welche er als den beherrschenden Mittelpunkt des christlichen Lebens u. der christlichen Theologie anerkannte u. im mystischen u. allegorischen Sinne schriftlich u., seitdem er zu Anfang des 12. Jahrh. zum Priester geweihet worden war, mündlich auslegte; dadurch zog er sich aber die Feindschaft der Scholastiker zu u. ging zu seiner Sicherheit nach dem Tode des Abtes Berenger, 1113, in das Kloster Siegburg; er kehrte aber bald nach Lüttich zurück, hatte 1117 eine Disputation mit Wilhelm von Champeaux in Chalons über die Prädestination, welche er im Augustinischen Sinne als infralapsarisch vertheidigte, ging 1119 wieder nach Siegburg u. wurde 1120 Abt des Klosters Deutz, wo er seine schriftstellerischen Arbeiten fortsetzte u. 4. März 1135 starb. Er schr. außer Commentaren zum Buch Hiob, zum Evangelium u. der Offenbarung Johannis, über das Hohe Lied u. die 12 kleinen Propheten, noch die dogmatischen Schriften: de divinis officiis, de voluntate Dei, de omnipotentia Dei, de operibus Stae. Trinitatis, de victoria verbi Dei, de gloria et honore filii hominis, de glorioso rege David; u. die praktischen de regula St. Benedicti, Anulus u. de glorificatione Trinitatis (zur Bekehrung der Juden), Liber aureus de incendio Tuitiensi u. de meditatione mortis; Werke, herausgeg. von Cochläus, Köln 1526–28, ebd. 1577, 3 Bde., ebd. 1602, 2 Bde., Mainz 1631, Par. 1638 u.ö., zuletzt Vened. 1751, 4 Bde. In der Abendmahlslehre erkannte er später die früher von ihm bestrittene Transsubstantiation an. Vgl. Gabr. Gerberon, Apologia pro Ruperto Tuitiensi, Par. 1669. 3) So v.w. Ruprecht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 463.
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