Schafarik

[64] Schafarik (Safarik), Paul Joseph, geb. 13. Mai 1795 zu Kobeljarowo im nördlichen Ungarn, studirte seit 1810 auf dem Lyceum zu Käsmark, 1815 in Jena Theologie, Philosophie, Geschichte u. Naturwissenschaften, wurde 1817 Hauslehrer eines jungen Edelmanns in Presburg u. 1819 Professor der Humaniora u. Director an dem Gymnasium zu Neusatz, legte aber 1825 die Direction u. 1833 auch die Professur nieder, privatisirte dann in Prag, sich vorzugsweise der Böhmisch-slawischen Literatur widmend, erhielt 1827 das Amt eines [64] Censors, welches er mit großer Milde u. Freisinnigkeit übte u. wurde 1841 Custos u. 1848 Bibliothekar an der Universitätsbibliothek; 1860 bildete sich bei ihm ein Gehirnleiden aus, in dessen Folge er sich in der Moldau zu ertränken versuchte, jedoch wurde er gerettet u. darauf zu seiner Tochter nach Wien gebracht, wo er 26./27. Juni 1861 starb. Er schr.: Gedichte, Leutsch. 1814; Anfangsgründe der Böhmischen Dichtkunst, Presb. 1818; Geschichte der Slawischen Sprache u. Literatur, Ofen 1826; Untersuchungen über die Abkunft der Slawen, ebd. 1828; Serbische Lesekörner od. historisch-kritische Beleuchtung der Serbischen Mundart, Pesth 1833; Slowanske starozitnosi, ebd. 1837 (deutsch: Slawische Alterthümer, von Mosig v. Ährenfeld, herausgeg. von Wuttke, Lpz. 1842 ff., 2 Bde.); Slowansky nardopis, Prag 1842, 3. A. 1850; über Ursprung u. Heimath des Glagolitismus, ebd. 1858; redigirte die Juridisch-politische Terminologie für die Slawischen Sprachen Österreichs (deutsch-böhmisch Wien 1850, deutsch-ruthenisch ebd. 1851, deutsch-kroatisch, serbisch u. slawonisch ebd. 1853); Deutsch-böhmische wissenschaftliche Terminologie, Prag 1853; gab heraus: mit Höfler Die ältesten Denkmäler der Böhmischen Sprache, Prag 1840; Denkmäler der glagolitischen Literatur, ebd. 1853; Glagolitische Fragmente, ebd. 1856; u. übersetzte die Wolken des Aristophanes u. Schillers Maria Stuart ins Böhmische (Prag 1831).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 64-65.
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