Verwünschung

[535] Verwünschung, 1) (Imprecatio), im Alterthum die Anflehung der Götter, daß sie einem Menschen wegen einer begangenen Unthat ein Unglück widerfahren lassen sollten. Man hielt diese V-en bes. für kräftig, wenn sie von Eltern, Priestern, Wahrsagern, Königen u.a. geheiligten Personen ausgesprochen worden waren. Solche V-en waren auch oft von dem Staat verhängte Strafen, z.B. die V. gegen Alkibiades, da derselbe als Religionsverächter angeklagt worden war. 2) Im Mittelalter u. in den Feenmärchen der von einer Fee od. einem Zauberer mit einer Zauberformel ausgesprochene Wunsch, daß ein Andrer in ein Thier, einen Baum etc. verwandelt werde, wobei ihm jedoch das Bewußtsein seiner Menschlichkeit u. die Möglichkeit bleibt nach der Erfüllung gewisser Bedingungen in seine natürliche Gestalt zurückzukehren.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 535.
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