Vidocq

[561] Vidocq (spr. Widok), Eugene Francis, geb. 1775 in Arras, Sohn eines Bäckers, stahl schon als Kind u. entwendete zuletzt seiner Mutter 2000 Fr., mit denen er entfloh, um sich in Ostende nach Amerika einzuschiffen. Aber das Geld wurde ihm wieder genommen, u. er trieb sich unter Gaunern herum u. kehrte auf kurze Zeit zu seinen Eltern zurück. Nach dem Ausbruch der Revolution ward er Soldat, desertirte mehrmals u. setzte während der Französischen Revolution in Frankreich, Holland u. Belgien ein Gaunerleben mit Glück fort; wegen Fälschung zu den Galeeren verurtheilt, entfloh er. Endlich trat er als Spion bei der Pariser Polizei in Dienste u. wurde 1812 Chef des Sicherheitscomité's in Paris u. leistete bes. seit der Restauration durch Schlauheit im Auffinden seiner ehemaligen Genossen gute Dienste (so soll er 1817 über 700 Verhaftungen veranlaßt haben). 1818 erhielt er Begnadigung wegen seiner früher verwirkten Galeerenstrafe u. war bis 1827 fortwährend bei der Polizei angestellt, wurde aber in diesem Jahre entlassen, weil ihn Lacour in der Entdeckung des Medaillendiebstahls in der königlichen Bibliothek übertroffen hatte, welcher nun sein Nachfolger wurde. Er legte dann eine Papierfabrik in der Picardie an u. stiftete 1832 eine Art von Privatpolizeibureau, welches er aber bald wieder schließen mußte, weil er mit der offiziellen Polizei in Conflict kam; er ging um 1840 nach England u. st. 10. Mai 1857 in Paris. Seine Memoiren, Par. 1828–30, 4 Bde. (deutsch Stuttg. 1829 f., 8 Bde.), schrieben H. Maurice u. L'Héretier; er veröffentlichte auch die Vrais mystères de Paris.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 561.
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