Montreux-Berner Oberlandbahn

[306] Montreux-Berner Oberlandbahn (Schweiz), eine elektrisch betriebene 1-Meter-Spurbahn von Montreux nach Zweisimmen, bildet das Verbindungsglied zwischen dem Genfersee einerseits und dem Thuner- und Brienzersee anderseits. Das letzte Teilstück Gstaad-Zweisimmen wurde im Juli 1905 dem Betrieb übergeben.

In Zweisimmen findet der Übergang zur Normalspur statt. Die selbständigen Bahnen Zweisimmen-Erlenbach und Erlenbach-Spiez bilden die Fortsetzung der M. In Spiez findet sie den Anschluß an die ehemalige Thunerseebahn, jetzt Lötschbergbahn, in den Richtungen nach Thun, Kandersteg und Interlaken. Die Betriebslänge Montreux-Zweisimmen beträgt 62∙347 km, die ganze Betriebslänge, d.h. mit Einschluß der Zweisimmen-Lenkbahn, 75∙207 km, rd. 76 km; die größte Neigung, zwischen Montreux und Montbovon, erreicht 69‰. Der Krümmungshalbmesser im Durchschnitt der gekrümmten Strecken ist 117 m, im Mindestmaß 40 m, ausnahmsweise 37 m.

Die elektrische Energie wird von der Zentrale in Form von 8800voltigem Drehstrom von 50 Perioden geliefert, der in 6 Umformstationen in Gleichstrom von 750–1000 Volt Spannung für die Kontaktleitung umgewandelt wird. Die Motoren sind Serienmotoren, teilweise mit Hilfspolen. Die hervorragende Bedeutung der Bahn liegt nicht nur in ihrer Anlage als Adhäsionsbahn mit größter Neigung auf ausgedehnte, landschaftlich bewunderte, aber schwer zu erschließende Gebiete mit zahlreichen Kunstbauten, sondern auch in ihrem dem Touristenverkehr angepaßten Betrieb mit Aussichtswagen, Speisewagen, Expreßzügen, die in 4 Stunden die Strecke Montreux-Interlaken zurücklegen. Sie wurde damit vorbildlich für Bahnen dieser Art.

Die Baukosten betrugen, mit Einschluß der Linie Zweisimmen-Lenk, ohne die auf Amortisationskonto gebuchten Beträge, Ende 1913 19,372.127 Fr., f. d. Bahn km 258.296 Fr.

Literatur: R. Zehnder-Spoerry, Versuche mit der automatischen Vakuumbremse auf der elektrischen Montreux-Berner Oberlandbahn. Erfahrungen mit Kugellagern im Betriebe der Montreux-Berner Oberlandbahn. Schwz. Bauztg. 1912, Bd. LX und 1915, Bd. LXV; Le chemin de fer Zweisimmen-Lenk. Bulletin technique de la Suisse Romande. 1912. – A. Cérésole, Die Montreux-Berner Oberlandbahn, deutsch von H. Hartmann. Zürich 1906. Schweizerische Eisen bahnstatistik. – R. Zehnder-Spoerry, Versuche mit elektrischer Doppeltraktion auf der Montreux-Berner Oberlandbahn. Die Speisewagen der Montreux-Berner Oberlandbahn. Schweizer E. T. Z. 1905, H. 22–25 und 1906.

Dietler.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 7. Berlin, Wien 1915, S. 306.
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