Annehmen

1. Man muss annehmen, was geboten wird.

Lat.: Arripienda quae offeruntur. (Homer.) (Erasm., 656.)


2. Man muss annehmen, was geboten wird, sagte der Bauer zum Executor, und gab ihm eine Ohrfeige.


3. Man muss es annehmen, wie es kommt. Schonheim, Q, 23.

Lat.: Quo nos fata trahunt retrahunt que sequamur. (Virgil, Aen., I, 5.)


4. Nimm Lehre und Unterricht an, selbst wenn er kommt aus dem Maule der Kuh.Burckhardt, 234.

Verschmähe keine Quelle nützlicher Kenntnisse.


5. Wer annimmt, ist gefangen.


6. Wer annimmt, verkauft seine Freiheit.

Frz.: Qui prend s'engage, ou qui prend se vend.


7. Wer nicht annehmen will, braucht auch nicht zu geben.


*8. Er nimmt's an, wie der Belli die Knechte. Kirchhofer, 23.

Gutes und Schlechtes, ohne Auswahl und Unterschied. Dieser sprichwörtlich gewordene Belli war der Baillif von Dijon, Anton von Bessey, einer der geschicktesten Unterhändler der Franzosen in der Schweiz, der in kurzer Zeit durch seine Bestechungen grosse Heere von Reisläufern zusammenbrachte. Obgleich er die Leute in der Regel genau musterte, so nahm er in der Noth doch alles, was ihm zulief. Daher das Sprichwort.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu1.

It.: Quando puoi aver del bene, pigliane. (Bohn I, 123.)


zu6.

It.: Chi prende, si vende. (Bohn I, 85.)


9. Der sich nit viel annimpt, des nimpt sich iedermann an.Franck, II, 183a; Gruter, I, 17.


10. Leicht angenommen, leicht hingeworfen. Franck, I, 104a.


11. Wer sich (um) viel annimmt, hat viel auszumachen.


12. Wer viel annimmt, der muss viel verrechnen.Petri, II, 471.


*13. Er nimmt's an wie Gottes Wort.

Lat.: Divinum excipio sermonem. (Tappius, 98b; Erasm., 91 u. 281.)


*14. Sich seiner annehmen, wie der Rab seiner Jungen vnd der Kuckuk seiner Mutter. Mathesius, Sarepta, Ciib.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 773.
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