Busen

*1. Er will mir alles in den Busen schieben. (Meiningen.)


*2. Er wird dir zu Lohn in Busen speien.Eiselein, 104.


*3. Etwas in seinen Busen stecken.

Frz.: Mettre quelque chose en son sein. (Kritzinger, 642.)


*4. Etwas in seinem Busen tragen.

Frz.: Porter en son sein. (Kritzinger, 642.)


*5. Fiehl a ack in senn Busen.Robinson, 136.


*6. Fühle oog an seen Busen.Gomolcke, 399.


*7. Greif (guck, reuch) inn deinen eygen busem.Tappius, 239a; Seybold, 256; Sailer, 77; Eiselein, 104; Henisch, 569; Simrock, 1417; Reinsberg IV, 54.

Holl.: Elk taste (oder: stekke de hand) in zijn' eigen' boezem. – Spuw in uw' eigen' boezem. (Harrebomée, I, 73.)

Lat.: In se descendere. (Seybold, 251.) – Nosce te ipsum. (Seybold, 383; Sutor, 97.) – Tua ipsius vitia inspice.

*8. In seinen eigenen Busen greifen.Tappius, 214b.

Bei Beurtheilung anderer auf seine eigenen Fehler sehen, sodass man nicht zu streng dabei verfährt. Der Litauer sagt: Reuch in deinen Busen!

Lat.: In tuum ipsius malum lunam deducis. (Philippi, I, 207.) – Tecum habita, et noris, quam sit tibi curta suppellex. (Persius.) (Binder I, 1722; II, 3294; Philippi, II, 212; Seybold, 596; Faselius, 177; Wiegand, 874.)

Ung.: Néha az okos a maga kebelébe is be tekint. (Gaal, 271.)


*9. Sich in seinem Busen freuen. (Altgr.)

Ein Vergnügen für sich geniessen. Homer sagt: »Wer weise ist, freut sich im verschwiegenen Busen.«


*10. Speie inn deinen eigen busen.Tappius, 215a.

Sieh bei Beurtheilung anderer auf dein eigenes Leben.

Lat.: In tuum ipsius sinum inspue. (Plinius.) (Erasm., 633; Wiegand, 278.)


*11. Wer auss seinem eigenen busen speyet, der speyet nicht fern.Henisch, 570.


*12. Wer sich in seinem Busen spiegelt, bedarf keines andern Spiegels.Sailer, 241.


[Zusätze und Ergänzungen]

13. Aus einem betrübten Busen kommt kein fröhlicher Seufzer. (S. Arsch 4.)Frischbier, II, 464.


14. Die Busen geht nicht vörder (weiter) als vom Vater auf das Kind.Graf, 193, 63.

Wenn auch unter Busen oder Brust im allgemeinen alle Erben (Kinder und Enkelkinder) verstanden werden (s. das Erbe 5), so ist hier doch das Wort in seiner eigentlichen Bedeutung genommen, in welcher es nur das Verhältniss vom Vater zum Kinde ausdrückt. In diesem Sinne bezeichnet der Busen stets das Kind, nicht das Enkelkind. »Der busen geht nit förder als von dem vatter auf das kint.« (Glosse zum Sachsenspiegel, I, 17.)


15. Ein schöner Busen liebt die Verhüllung nicht.

Die Russen: Schöner Leib verabscheut die Kleider. (Altmann, VI, 413.)


*16. Einem etwas in den Busen blasen.

Zum Beispiel eine Ladung Schrot oder Blei. Von Raub- und Mordanfällen. – »Dergleichen gsind, so draussen auf der strassen gute Leute in Busen blasen.« – »Wird ein Kauffmann b'raubt auff der strassen, von den Räubern in Busen blasen.« (Hans Sachs, III, LVI, 2 u. LXI, 2.)


*17. Sie hat einen Busen, als wenn man eine Linse auf ein Bret nagelt. (Erzgebirge.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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