Karl

1. Des Kaisers Carol warmes Bad ist eines Nutzen, des andern Schad'.Pistor., III, 37; Körte, 797; Simrock, 5366.

Die warmen Heilquellen zu Karlsbad wurden bei Gelegenheit einer Jagd Kaiser Karl's IV. entdeckt, der das Bad gründete, welches nach ihm benannt wurde.


2. Herzog Karl von Burgund verlor bei Granson den Muth, bei Murten das Gut, bei Nancy das Blut.Eiselein, 103.

Nach dem Aargauer historischen Taschenbuch findet sich dieser Spruch auf einem alten Holzschnitt in folgender Fassung: Herzog Carolus verlor vor Elicurth den Muth (1474), vor Granson das Gut (1476), vor Murten den Hut (1476), vor Nancy das Blut (1477). Damit haben die Schweizer in wenig Worten das Andenken an ihre Kriege mit den Burgundern unter Karl dem Kühnen erhalten, indem sie uns an die Hauptschlachten in denselben erinnern. In der Schlacht bei Granson lernte Karl, dass die Schweizer ein kühnes Volk und nicht so leicht zu unterjochen seien; bei Murten verlor er grosse Reichthümer und bei Nancy gar das Leben.


3. König Karl stiftete Treue und Wahrheit. Graf, 28, 13.

Nach der Rechtsanschauung des Mittelalters ist der König als Stellvertreter Gottes nicht nur die höchste Macht, sondern auch der Vertreter der Wahrheit, der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.

Altfries.: Kinig Kerl stifte trewa and werde. (Richthofen, 133, 12.)


4. Mä Karl sull a Ducktur wär, sagt der Bauer, denn der is ä Schwein, der ekelt sich o fer jahr nischt.


*5. Er hat's Karlis Hof. (Solothurn.) – Schild, 74, 193.

Abgekürzt auch blos: Er hat's Karlis, d.i. er thut sich gütlich, er schwelgt. (S. Fugger.) Wahrscheinlich aus der Zeit von Karl dem Kühnen.


*6. Er isch der Karli Abgänt1. (Solothurn.) – Schild, 73, 189.

1) Das Abgehende, die bereits vom Tische abgetragenen, übriggebliebenen Speisen. – Er kommt überall zu spät und zu kurz.


*7. Er ist Karl der Einfältige.


*8. Korle, mach, mach, doss de hehm kimmst, de Mutter braucht dich zum Schicken. (Oberlausitz.)


*9. Mei Korl wächst mer zu Kuppe.

Nicht blos, wenn sich der Sohn dem Vater nicht mehr unterordnen will, sondern auch wenn ein Unternehmen die Kräfte der Leitung übersteigt. Erinnert an den Gedanken, den Schiller im Don Carlos dem König in den Mund legt: »Der Knabe Don Carlos fängt an mir fürchterlich zu werden.« (Büchmann, 26.) In Pommern hat man die Redensart: De Jung ward mi to kantig. (Dähnert, 217a.)


[Zusätze und Ergänzungen]

10. Karl wollte Birnen stehlen und ich wollt' es ihm ausreden, sagte der andere, als der Bauer rief: Ihr Schlingel, was sucht ihr da auf dem Birnbaum?


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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