Jagd

1. Auf Einer Jagd fahet man nicht alles Wild. Eiselein, 344; Simrock, 5165.


2. Es ist keine bessere Jagd als auf den Markt nach Wild gehen.

Ein deutscher Offizier soll einst die Stelle als Hülfsglöckner an der Trinitikirche zu Neuyork gegen die Vergünstigung angenommen haben, die Sperlinge auf der Trinitikirche schiessen zu dürfen. (Vgl. Kürnberger, Der Amerikamüde, Frankfurt a.M. 1855, S. 128.)

Span.: Habla de la caza, y cómprala en la plaza. (Bohn I, 223.)


3. Jagd ist ein männliches Tanzen und Tanzen ein weibisches Jagen.

»Kaiser Albrecht II. beflisse sich der Jagt sehr und pflegte dannenhero zu sagen, die Jagt sey ein recht Mannlich, das dantzen und hüpffen aber eine Weibische übung; er könne allem andern wollust entrathen, der Jagt aber könne er nicht entrathen.« (Zinkgref, I, 56.) Ludwig XI. war ein so grosser Freund der Jagd, dass er in seiner letzten Krankheit, als er derselben entsagen musste, grosse Ratten einfangen und sie in seinem Zimmer durch Katzen hetzen liess. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1806, S. 444.) H. Heine (Reisebilder, II, 31) : »Der Sinn für die Jagd liegt im Blute. Wenn die Ahnen seit undenklichen Zeiten Rehböcke geschossen, so findet auch der Enkel ein Vergnügen an dieser legitimen Beschäftigung.« Graf Merveldt empfahl am 19. April 1853 in der Ersten preussischen Kammer die Jagd als das beste Mittel gegen das Philisterthum.


4. Jagd ist nur mit alten Hunden.

Frz.: Il n'est chasse que de vieux chiens. (Gaal, 928.)


5. Jagd, Krieg und Galanterien machen für ein Vergnügen tausend Mühen.

Und auch einige Kosten. Der den Ständen des Herzogthums Anhalt 1867 vorgelegte Hauptfinanzetat führt [974] unter dem Titel »Staatsausgaben« für Jagdvergnügen des Hofs 13151 Thaler auf, worunter für Wild- und Hundefütterung 5794 Thaler, für Wildgatter 7357 Thaler sich befinden. (Vgl. Gartenlaube, Leipzig 1867, S. 268.)

Port.: Guerra, caça, e amores, por hum prazer cem dores. (Bohn I, 279.)


6. Jagd und Liebesscherzen bieten für ein Vergnügen viel Schmerzen.

Engl.: War, hunting and love are as full of trouble as of pleasure. (Gaal, 953.)

Frz.: D'oiseaux, de chiens, d'armes, d'amours; pour un plaisir mille doulours. (Bohn I, 16.)

It.: D'uccelli, di cani, d'armi et d'amori, per un piacere mille dolori. (Gaal, 955.)

Span.: En caza y en amores, entras cuando quieres, y sales cuando puedes. (Bohn I, 221.)


7. Man muss offt der jagt abblasen, ob man schon nichts hat gefangen.Lehmann, 63, 17; 174, 31; 403, 25 u. 779, 3; Simrock, 5168; Körte, 3107; Braun, I, 1612.

It.: Tal tende la rete, che non piglia.

Lat.: Non semper laetus ridet Apollo. – Saepe captamus, sed non capimus.


8. Nägen Dâg Jagd, nägen Wochen Dracht, nägen Dâg blind sünd Katten un Hunnen ähr Kind.Schiller, III, 4a.


9. Viel jagten werden angefangen, dass Huren vnd Buben zusammenkommen.Lehmann, 403, 22; Eiselein, 345.


10. Wenn man von der Jagd spricht, greift der Jäger nach der Büchse.Altmann V, 86.


11. Wer auf die Jagd geht, darf die Flinte nicht daheim lassen.


12. Wer die Jagd nicht hat, dem gehören auch nicht die Hasen.

Böhm.: Není můj lov, není můj zajíc. (Čelakovský, 344.)

Ill.: Ni moj lov, ni moj zec. (Čelakovský, 344.)


13. Wer sich mit der Jagd ernährt, wird endlich von seinen Hunden verzehrt.

Es wird ein armer Mann, seine Hunde fressen ihn aus und auf. »Actäon verliess seine Haushaltung und legte sich gar auff die Jagd, ward darüber zum armen Manne.« (Oec. rur., 568.) Nach der Mythologie wurde er von Diana, weil er sie nackend im Bade gefunden, in einen Hirsch verwandelt und als solcher von den Hunden zerrissen.


*14. Das ist die wilde Jagd.


[975]

15. Jeder schaut auf seine Jagd.Merx, 174.


16. Wer auf die Jagd geht, verliert seinen Platz.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Klopstock, Friedrich Gottlieb

Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne

Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne

Von einem Felsgipfel im Teutoburger Wald im Jahre 9 n.Chr. beobachten Barden die entscheidende Schlacht, in der Arminius der Cheruskerfürst das römische Heer vernichtet. Klopstock schrieb dieses - für ihn bezeichnende - vaterländische Weihespiel in den Jahren 1766 und 1767 in Kopenhagen, wo ihm der dänische König eine Pension gewährt hatte.

76 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon