Ratte

Ratte (s. Maus).


1. Alte Ratten sind schwer zu fangen.

Holl.: Eene oude rat wil niet in de val. – Het is slim, oude ratten te vangen. (Harrebomée, II, 210a u. 210b.)


2. Dat was hüm, se(de) Attohm, dô hadde he de Rötte bî de Stêrt (Schwanz). (Ostfries.) – Bueren, 371; Frommann, II, 538, 177.


3. Den Ratten muss man nicht den Speck zu hüten geben.

Holl.: Men moet geene ratten bij het spek vertrouwen. (Harrebomée, II, 210b.)


[1493] 4. Die Ratte weiss viel, aber die Katze noch mehr.Winckler, I, 72.

In den Sprichwörtern der englischen Neger in Surinam treten die Ratten sehr häufig auf. So haben sie, um den Gedanken auszudrücken: ich fürchte dich und deinen ganzen Anhang nicht, das Sprichwort: Die Ratte und ihr Schwanz sind nicht genug fürs Feuer. Um zu sagen: wenn du den Werth des Geldes kenntest, du würdest mit den Sachen anders und besser umgehen, aber du weisst nicht, was sie kosten, gebrauchen sie das Sprichwort: Die Ratte weiss nicht, was Geld kauft. Den Gedanken: wenn dem Armen, Unterdrückten Unrecht geschieht, bemerkt es niemand, drücken sie durch das Sprichwort aus: Wenn die Ratten einen Aussätzigen fressen, hat niemand etwas davon, wenn aber der Aussätzige anfängt Ratten zu essen, so schreit alle Welt; Der Aussätzige isst Ratten! Dem Gedanken: wenn du den angreifst, so stichst du in ein Wespennest, du ziehst dir seinen ganzen Anhang auf den Hals, durch das Sprichwort: Wenn du die Ratte schlägst, so thut's ihrem Schwanz weh. Um zu sagen: es ist einer so viel werth als der andere, der eine gilt dreissig, der andere ein halb Schock, gebrauchen sie das Sprichwort: Wenn du von der Ratte sprichst, musst du auch vom Bakliau sprechen. (Wullschlägel.)

Holl.: Veel weet de rat, maar veel meer de kat. (Harrebomée, II, 210b.)


5. Die Ratten kreischen wider das Meer, aber bald ist verschlungen ihr Heer.


6. Die Ratten verlassen ein Schiff, das sinken will.

Holl.: Ratten en muizen doen verhuizen. (Harrebomée, II, 210.)


7. Eine alte Ratte findet leicht ein Loch.

Holl.: Eene oude rat vindt ligt een gat. (Harrebomée, II, 210a.)


8. Eine Ratte, die Semmeln frisst, taugt zu keinem Mehlhandel.


9. Eine todte Ratte ist besser als zehn lebendige.Altmann VI, 403.


10. Einer Ratte, die Kleien frisst, muss man nicht Mehl vorsetzen.

Holl.: Eene rat, die zemelen eet, deugt bij het meel niet. (Harrebomée, II, 210a.)


11. Es ist eine arme Ratte, die nur Ein Loch weiss.

Schwed.: Arm råtta, som ej wet mer än ett hål. (Wensell, 8.)


12. Es ist nicht jede Ratte mit Einer Falle zu fangen.

Holl.: Die rat is ook niet voor ééne val te vangen. (Harrebomée, II, 210a.)


13. Für böse Ratten gehört eine gute Katze.

Aehnlich russisch Altmann VI, 413.


14. Grosse Ratten beissen sich leicht durch eine hölzerne Falle.

Holl.: Groote ratten bijten door de val. (Harrebomée, II, 210a.)


15. Wenn die Ratte in der Falle ist, dann gebraucht sie ihren Witz.

Holl.: Zit de rat in de klem, dan leert zij hare geslepenheid gebruiken. (Harrebomée, II, 210b.)


*16. A wîl andern Ratten fangen und konem (kann ihm) salber kêne Moise fangen. (Schles.) – Frommann, III, 247; hochdeutsch bei Simrock, 8136.

Lat.: Alienos agros irrigas tuis sitientibus. – Alienum aras fundum. (Seybold, 18; Philippi, I, 19.) – Nonne id flagitium est te aliis consilium dare, foris sapere, tibi non posse te auxiliarier? (Terenz.) (Seybold, 374.)


*17. Andern will er Ratten fahen und ihn selbst fressen die Mäuse.

»Wer andern Rath ertheilt und da ihm Hülffe Noth, sich allzulang verweilt, von dem heissts: Dieser Mensch wiel andern Ratten fangen und kan vor sich doch selbst nicht eine Maus erlangen.« (Keller, 134b.)

It.: Chi non sà far i fatti suoi, peggio sà far quei d'altri. (Gaal, 1142.)

Lat.: Nequicquam sapit, qui sibi ipsi non sapit. (Franck, I, 74b; Philippi, II, 18; Hauer, 116.)


*18. Dâr is'n aule Ratte up't Speck bunnen. Lyra, 106.


*19. Diäm löpet en Ratt im Koppe herüm. (Iserlohn.) – Woeste, 88, 163.


*20. Die Ratte riecht das Fleisch.

Holl.: Het ratje heeft den reuk van het vleesch weg. (Harrebomée, II, 210b.)


*21. Die Ratte will den Speck nicht kosten.

Holl.: De rat wil aan het spek niet. (Harrebomée, II, 210a.)


*22. Die Ratten verlassen das Schiff.

Es naht Gefahr, der Untergang droht.


*23. Eine Ratte am Schwanze fassen.

Lat.: Rattum a cauda apprehendere. (Bovill, I, 35.)


*24. Er hat Ratten im Kopf.


[1494] *25. Er hilft den Ratten zum Speck.


*26. Es ist eine nackte Ratte.

Holl.: Het is eene kale rat. (Harrebomée, II, 210b.)


*27. Man wird todte Ratten mit ihm fangen.

Von einem Menschen ohne allen Verstand.


*28. Wir haben eine alte Ratte in der Falle.

Ein durchtriebener Mensch ist in Verlegenheit, gefangen.

Holl.: Dat was eene oude rat in de val. (Harrebomée, II, 210a.)


[Zusätze und Ergänzungen]

29. Dann taugen euere Ratten nichts, sagte der Apotheker zum Bauer, als dieser klagte, dass das Pulver, was er geholt, nichts geholfen habe.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Strindberg, August Johan

Inferno

Inferno

Strindbergs autobiografischer Roman beschreibt seine schwersten Jahre von 1894 bis 1896, die »Infernokrise«. Von seiner zweiten Frau, Frida Uhl, getrennt leidet der Autor in Paris unter Angstzuständen, Verfolgungswahn und hegt Selbstmordabsichten. Er unternimmt alchimistische Versuche und verfällt den mystischen Betrachtungen Emanuel Swedenborgs. Visionen und Hysterien wechseln sich ab und verwischen die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn.

146 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon