Platz

1. An dem Platze, den der Tiger gern hat, legt er auch seine Flecken nieder. (Surinam.)

Wer eine gute Nummer bei ihm hat, kann alles erlangen.


2. Der Platz ehrt nicht den Menschen, sondern der Mensch den Platz.


3. Der Platz macht einen nicht gelehrt.Henisch, 1459, 13.

Lat.: Nulla ars loco discitur. (Henisch, 1459, 4.)


4. Der Platz schändet die Person nicht, sagte der Bürgermeister, als er auf einem Misthaufen lag.


5. Die Plätze der Heiligen vererben sich leichter als ihre Heiligkeit.


6. Ein Platz im Stalle ist mir bass als die Bestallung im Palast.


7. Hat man nur erst einen Platz für die Wiege, zu einem Kinde kommt man leicht.

Aehnlich russisch Altmann VI, 451.


8. Jeder Platz hat seinen Schatz, jeder Ort seinen Hort.Simrock, 7942; Körte, 4814; Braun, I, 3330.


9. Kein älterer platz in Gallien ist, dann Solothurn zu dieser frist, aussgenommen die statt Trier allein, drumb nennt man vns schwestern gemein.Stumpff, 223b.


10. Platz dor, segt de Bur to'n Muskanten, dôr kann ôk noch 'n Minsch sitten.Hoefer, 177.


11. Platz für ein Fuder Wein, der Bischof (Prälat) kommt, rief der Hofnarr.Klosterspiegel, II, 7.


12. Platz gemacht, meine Herren, dass der Pöbel Raum hat.


13. Platz, öck heww de Lûs am Ströck.Frischbier2, 2954.


14. Was nützt ein guter Platz, wenn man nichts zu essen (trinken) hat.

Dän.: De ere vel bænkede, vere de kun saa vel skienkede. (Prov. dan., 64.)


15. Wenn ich meinen Platz nicht fülle, sagte Jermis, so füllt der Platz doch mich.

»Sein Verlangen ist gestillt; Stadtvogt ward Crispin. Wenn er seinen Platz nicht füllt, füllt der Platz doch ihn.« (Witzfunken, IIIb, 101.)


16. Wer an einen offenen Platz baut, hat viel Richter.


17. Wer auf seinem Platze bleibt, der verliert ihn nicht.

Engl.: Sit in your place and none can make you rise. (Bohn II, 19.)


18. Wer keinen eigenen Platz hat, muss sich mit einem fremden behelfen.

Aehnlich russisch Altmann V, 89.


19. Wer seinen Platz verlässt, verliert ihn.

Frz.: C'est aujourd'hui la saint Lambert, qui quitte sa place la perd. (Leroux, I, 32.) – Qui quitte sa place, [1357] la perd. (Cahier, 1503; Bohn I, 52.) – Qui va à la chasse, perd sa place. (Cahier, 303.)

Port.: Senta-te no teu lugar, não te farão levantar. (Bohn I, 294.)

Span.: Siéntate en tu lugar, no te harán levantar. (Bohn I, 257.)


20. Wo Platz ist zum Fliegen, da soll man nicht kriechen.


*21. An einen Platz gebunden sein.

Holl.: Aan eene plaats gebonden zijn. (Harrebomée, II, 186a.)


*22. Er brûcht en Platz wie en Landvogt.Sutermeister, 68.

Von einem durch sein äusseres Auftreten sich Wichtigmachenden, sich hochmüthig Spreizenden, für welchen Zweck a.a.O. noch folgende schweizer Redensarten sich finden: Er bläit si ûf wie e Frösch uf em Dünkel. Er thuet Oberarm ine. Er böglet sich. Er ist uf en Dolder obe. Er ist en Wulkeschmöcker. Er het de Chopf ûf, es rägnet em fast i d' Naselöchli. Er het de Chopf höcher as d' Chappe. Er luegt über d' Chappe-n ûs.


*23. Er hat den Platz neben das Loch gesetzt. Simrock, 7943.

In Würtemberg: Er hôt de Pläz neabas Loch g'setzt. (Nefflen, 457.) Er hat den Zweck gerade verfehlt.


*24. Er ist zu Platz1 gerichtet.

1) Zu Grunde gerichtet, ist schachmatt, kann weder hinter sich noch für sich.

Lat.: Ad incitas redactus. (Plautus.) (Philippi, I, 8; Seybold, 9; Binder II, 56.)


*25. Machet Platz, mer sind vo Benke.Sutermeister, 46.


*26. Nämed Platz, 's kost en Oertli.Sutermeister, 3.

Wortspiel zwischen Ort = Platz und Oertli, eine Münze = vier alte züricher Batzen. Andere Redensarten, mit denen man in der Schweiz zum Niederlassen einladet sind nach Sutermeister am angeführten Orte: Stelled au e chli ab. Hock nu dei zue wän er müed sind (Zürich). Hocked nu do here, Herr Pfarrer, won euses Hündli gsässen ist. Hocked Si au a chli ab, Herr Pfarrer, er werdet müed sii wie en Hund.


*27. Nehmen Sie Platz, 's kost't kein Geld. (Schwaben.)

Scherzhafte Einladung zum Niedersetzen.


*28. Platz für sieben Mann, es kommt nur ein halber.Simrock, 7941; Körte, 4812; Braun, I, 3328.

Spott auf die Kleinen, welche ihrer Länge gern ein paar Zoll zusetzen, dadurch, dass sie auf die Zehen treten.


*29. Platz für zehn Mann, es kommt ein halber (oder: es kommt eine Mücke).Lohrengel, I, 557.

*30. Platz gemacht, sagt der Hanswurst.Klix, 58.


*31. Platz vör'n Kurfürsten!Schütze, III, 217.

In Hamburg, wo einst im Incognito ein Kurfürst ins Gedränge des Volks gekommen, und durch jenen Ausruf eines Kundigen ins Freie gebracht worden sein soll. Der Ruf ward gäng und gebe und wird von dem gebraucht, der, sich Platz machend, über seine Wenigkeit Spass treibt.


*32. Platzg für sibe Ma, 's chunnt e Hürlig. (Solothurn.) – Schild, 73, 185.


*33. Plaz, der Prinz Schnûdi kît. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1114.


*34. Weg vom Platze, wie Michel's Katze.

Wie mir Dr. H. Schramm mittheilt, ein altes merseburger Sprichwort, das von jemand gesagt wird, der sich, ohne Abschied zu nehmen, aus dem Staube gemacht hat und wahrscheinlich von der Lieblingskatze des Bischofs Michael und dem Katzenberge herkommt.


*35. Wo hat das alles Platz!Tendlau, 143.

Von einem Vielwisser.


[1358]

36. Platz dar in 'n Rönnstên, ick will dar liggen, sä de Hamborger tum Altonaer.Schröder, 562.


37. Platz för sêwen Mann, et kümmt 'n holwer. Schlingmann, 1136.


*38. Auf diesem Platze ist ein Hund verreckt.

Redensart beim Kartenspiel.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Prévost d'Exiles, Antoine-François

Manon Lescaut

Manon Lescaut

Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.

142 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon