Nürnberg

[1070] 1. Es hat einer zu Nürnberg so nahe zum Himmel als zu Rohm, vnd auch so nahe zur Hölle. Lehmann, 365, 9.


2. Es hengen die von Nürnberg keinen, sie haben jhn denn.Petri, II, 252.

»Du aber must wissen, dass die Herren von Nürnberg keinen henken lassen, sie haben ihn denn.« (Simplic., 609.)


3. Es ist nur Ein Nürnberg.

Ueber dies Sprichwort vgl. G.A. Will, Histor.- diplomat. Magazin, Nürnberg 1771, II, 415 fg. Ueber ein anderes, Nürnberg betreffendes Sprichwort vgl. J. Ch. Siebenkees, Materialien zur nürnberg. Geschichte (Nürnberg 1792, 8.), S. 636-638.


4. In Nürnberg müssen die alten Jungfern mit den Bärten alter Junggesellen den weissen Thurm fegen. (S. Jungfer 15 und Mutschel.) – Illustrirte Zeitung, Nr. 1322.


5. Manchen irret Nürnberg, der kein Hauss drin hat.Petri, II, 448.


6. Nürnberg ist das Vaterland der Klugheit und das Wohnhaus der Künstler.Deutsche Romanzeitung, III, 41, 391.

Aeneas Sylvius (Papst Pius II.) sagte: »Wenn doch die Könige in Schottland so wohnten wie die gemeinen Bürger zu Nürnberg.«


7. Nürnberg ist der Mittelpunkt Deutschlands und Europas.Deutsche Romanzeitung, III, 41, 391.


8. Nürnberg ist Deutschlands Schmuckkästchen.

»So hat man Nürnberg mit Recht genannt und jedermann stimmt in den allbekannten Lobspruch: Wenn einer Deuschland kennen und Deutschland lieben soll, wird man ihn Nürnberg nennen, der edeln Künste voll.« (Gartenlaube, 1870, Nr. 29, S. 464.)


9. Was geht mich Nürnberg an, ich habe kein Haus darin.Eiselein, 496; Simrock, 7605a.

Um zu sagen: Was gehen mich die Angelegenheiten anderer an; was mich nicht brennt, das brauch' ich nicht zu löschen.

Dän.: Bekymer sig om Nyrnbergee hvor man ei har een stan udi. (Prov. dan., 64.)

Lat.: Mihi isthic nec seritur, nec metitur. (Plautus.) (Binder II, 1854; Hanzely, 30; Philippi, I, 249; Sutor, 609; Seybold, 263.)

10. Was macht man nicht zu Nürnberg ums Geld.Simrock, 7601.


11. Wenn du zu Nürnberg wärst, so gäbe man dir die Wahl.Germania, XI, 343.

Sprichwörtliche Redensart im 16. Jahrhundert. (Album des lit. Vereins zu Nürnberg, 1865, S. 76-80.)


12. Wenn Nurmberg mein were, so wolt ichs zu Bamberg verzeren. (S. Naumburg.) – Agricola I, 345; Franck, I, 71; II, 18; Gruter, I, 74; Sailer, 131; Egenolff, 185b; Eiselein, 496; Berckenmeyer, 242; Simrock, 7607; Körte, 4604; Deutsche Romanzeitung, III, 41, 393.

In Nürnberg herrschte Kunst, Gewerbfleiss; im reichen Bisthum Bamberg war wenig Arbeit, aber desto mehr Wohlleben und besonders waren, wie Agricola bemerkt, die Ansichten in Bezug auf den Genuss der sinnlichen Liebe sehr liberal, was in Nürnberg nicht der Fall gewesen sein soll. In Pauli's Postilla (I, 422a) heisst es in Bezug auf das vorstehende Sprichwort: »Bamberg ist eine sehr liebliche Stadt, welche keine Stadtmauern, aber um sich Berge, Hügel, viele Gärten und einen gar fruchtbaren Boden hat. Es gibt daselbst gar viele Melonen, Süssholz und andere wohlschmeckende Sachen.« Die Illustrirte Zeitung (Nr. 1476, S. 286) sagt über das obige Sprichwort: »Nur der wird den alten Spruch recht verstehen, der nicht blos die beiden Städte, sondern auch deren Geschichte genau kennt. Der Sinn geht dahin, dass Bamberg mehr für den Genuss bietet als das gewerbthätige Nürnberg. Es liegt schon ungemein malerisch in einer lieblichen Gegend auf sieben Hügeln und in dem Thal zerstreut. Ueberall trifft der Wanderer Zeichen, dass er sich in der ehemaligen Residenz eines hohen Kirchenfürsten befindet, wo ehemals sybaritischer Luxus und üppige Weichlichkeit geherrscht haben müssen. Wer sich also zu seinem Lebenszweck den Genuss gestellt hatte, war in Bamberg mehr an seinem Orte als in Nürnberg, wo damals wie heute nützliche Thätigkeit obenan steht.« Ueber Bamberg vgl. auch Deutsches Magazin von O. Seehagen, Berlin 1863, 3. Jahrg., 31.

Holl.: Wanneer Neurenburg mijn was, zoo wilde ik het te Bamberg verteren. (Harrebomée, II, 122b.)

Lat.: Qui satur est pleno laudat jejunia ventre, et quem premit sitis est sitientibus asper. (Sutor, 155.)

[1071] 13. Wer einmal nur in Nürnberg war, der käm' gern wieder jedes Jahr.

»Hans Sachs gedachte des alten nürnberger Spruchs.« (Gartenlaube, 1867, Nr. 18, S. 278.)


*14. Hai bekümmert sik ümme Nuiernberg un hett er (da) kain Hius inne. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 64.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1070-1072.
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