Scheiden

1. Ach, Scheiden, wie thust du so weh, sagte der Fünfte, dem war das Hemd in Arsch gebacken.Hoefer, 379; Schaltjahr, III, 157.


2. Am Scheiden liegt der Dank.Petri, II, 14.


3. Es muss einmal geschieden sein.


4. Macht Scheiden Pein, so mag es lieber heute sein.

Dän.: Saa godt i dag farvel som i morgen. (Prov. dan., 157.)


5. Scheiden bringt Leyd, Wiederkommen(sehen) (bringt) Frewd.Lehmann, II, 573, 21; Petri, II, 527; Gaal, 1356; Simrock, 8910; Braun, I, 3817.

Schwed.: Wänneskilnad är altid swår. (Grubb, 880.)


[118] 6. Scheiden deit Leiden.Bueren, 1053; Hauskalender, I.


7. Scheiden ist eine Pein über alle Pein.Petri, II, 527.


8. Scheiden ist eine schwere Pein.Petri, II, 527.


9. Scheiden thut weh', besonders in guter Eh'.

Engl.: Farewel goes out sighing. (Shakspeare.)


10. Scheiden thut wehe.Pauli, Postilla, III, 123a; Petri, II, 527; Gaal, 1356; Hueber, 17.

»Aber scheiden, scheiden, das thut warlich wehe!« so begann nach der Limburger Chronik (43) ein Lied schon im 14. Jahrhundert.

Mhd.: Ez waer allez guot, wan daz scheiden wê tuot. (Liedersaal.) – Wand im tete daz scheiden wê. (Iwein.) – Daz scheiden tete ir herzen wê. (Iwein.) (Zingerle, 131.)

Dän.: Skilsmisse er haard og bedrøvelig. (Prov. dan., 507.)


11. Scheiden thut wehe, sagt einmal ein Jungfraw.Gruter, III, 78; Lehmann, II, 573, 20.


12. Scheiden thut wehe, sagte der Hund, als ihm der Hase entlaufen war.

Holl.: Scheiden, bitter scheiden, zei de hond, toen hem de haas weêr entloopen was. (Harrebomée, I, 272.)


13. Scheiden und meiden thut wehe.Eiselein, 546; Simrock, 8909; Körte, 5271; Körte2, 6597; Braun, I, 3816.

Ung.: A' kedves baráttól és á' jó-akarótól nehéz elválni. (Gaal, 1356.)


14. So scheiden wir noch nicht, sagte die Katze zur Maus, als sie, freigelassen, zu entkommen suchte.

Holl.: Wij scheiden nog zoo niet, zei de kat tegen de muis. (Harrebomée, I, 388b.)


15. Wenns an ein Scheiden geht, so gibts nasse Augen vnd warm Wasser.Petri, II, 671.


16. Wer will scheiden, der kriegt beulen.Henisch, 354, 31; Petri, II, 780; Lehmann, 521, 7.


17. Wi wöllt dat scheden, as Jochen Walter de Klüten1.Diermissen, 352.

1) Die Weizen- von den Buchweizenklössen.


18. Wi wölt uns schêden, as Kodreck (Kuhmist) vun Moderliev. (Holst.) – Schütze, I, 252.

Wenn Uneinige voneinandergehen.


19. Wir scheiden so nicht, sagte der Hahn zum Wurme, und frass ihn.

Von denen, die unter dem Scheine von Höflichkeit andere eigennützig ausbeuten und zuletzt auffressen.


20. Wir scheiden so noch nicht, sagte die Katze zu der Maus.

Wenn man zu etwas Gesagtem noch einiges hinzufügen will; auch, wenn am Ende einer Mahlzeit noch ein Glas getrunken werden soll.


21. Wir sind wol zu scheiden wie ein reifer Unflat durch ein weit Kunstloch.Eiselein, 546.


[Zusätze und Ergänzungen]

22. Das Scheiden und Meiden ist ein schlechtes Handwerk.


23. Ich scheide mit dem lieuve, mit dem hertzen ich vch bleiue.Weinsberg, 89.


24. Scheiden thut zwischen freunden weh, doch zwischen leib vnd seel vil meh; das ist aber noch als ein spott, denn so man scheiden muss von Gott.

Lat.: Charorum tristis discessus, tristior corporis et animae, tristissimus a Deitate. (Loci comm., 40.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Prévost d'Exiles, Antoine-François

Manon Lescaut

Manon Lescaut

Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.

142 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon