Sieb

1. Ein neues Sieb hängt man an den Nagel, das alte wirft man auf die Erde.

Böhm.: Za nova řešátko na hřebíčku povĕšují, staré potom pod lavici hodí. (Čelakovsky, 379.)

Kroat.: Novo sito se na klin meče, a staro se i pod postelj hita. (Čelakovsky, 379.)

Lat.: Novum cribrum novo paxillo pendet.

Poln.: Nowe sitko na nowem kołku wiészają, a starem byle gdzie poniewiérają. (Lompa, 26.)


2. Ein neues Sieb hängt man an die Wand, ein altes wirft man in den Brand.


3. Ein neues Sieb muss man an einen neuen Griff hängen.


4. Ein Sieb hält kein Wasser.

Holl.: Dat is eene zeef, die geen nat houdt. (Harrebomée, II, 495a.)


5. Ein Sieb wird nimmer voll, wie lange man auch schöpfen soll.

Die Finnen: In einem Siebe wächst es nicht zu Hunderten. (Bertram, 39.)

6. Ist das Sieb taub geworden (verstopft), so klopfe darauf.Jüd. Volksblatt, 1865, S. 156.

Wo Güte nicht ausreicht, muss Strenge nachhelfen.


7. Recht als ein Sieb, das Wasser rehet, ohn bücher niemand wirt gelehrt.Suringar, XCI, 13, 23.


8. Wer nicht durch ein Sieb sehen kann, muss blind sein.

Engl.: He is blind enough, who sees not through the holes of a sieve.

Span.: Harto es ciego quien no vee por tela de cedazo. (Bohn I, 224.)


*9. Das Sieb laufen lassen.

Durch abergläubisch zauberische Mittel einen Diebstahl erforschen.

Frz.: Faire tourner le sas. (Kritzinger, 635a.)


*10. Én dôr de Süwe fallen lat'n.Eichwald, 1716.


*11. Etwas durch das grobe Sieb gehen lassen.

Es nicht genau nehmen, eine Sache nur obenhin untersuchen.

Frz.: Passer une chose au gros sas. (Lendroy, 1360.)


*12. Mit einem Siebe Wasser schöpfen.

»Mit einem syffe wather pütten.« (Suringar, 91, 9.) Wenn der Vergessliche hört und liest, so schöpft er Wasser mit einem Siebe. Von der Mythe der Danaiden.

Lat.: Cribro aquam. (Faselius, 52 u. 130.)


*13. Mit einem syffe wather putten. (Westf.) – Tappius, 183b.

Holl.: Hij gaat met eene zeef water halen. – Hij vangt regenwater in eene zeef. (Harrebomée, II, 495a.)


[Zusätze und Ergänzungen]

*14. Sie ist durchs Sieb gefallen.Ayrer, IV, 2713, 18; H. Sachs, III, CCCXCVII, 2.

»Auf der rauhen Alp sagt man, da seid jhr auch nebens Sieb gefallen«, d.i. ihr habt das Ziel verfehlt; von weiblichen Personen, wenn sie unverheirathet sitzen bleiben.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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