1. Aus der Spreu kann man den Staub nicht vertreiben.
2. Aus Spreu wird nie Korn werden.
3. Die Spreu ist stolz, wenn sie beim Weizen liegt.
4. Die Spreu muss nicht die Worfschaufel schelten.
5. Jede Spreu findet ihr Feuer.
6. Keine Spreu im Korn, keinen Argwohn bei dem Freunde.
7. Spreu jagt der Wind weiter als Korn.
Böhm.: Pléva zrna nepotlačí. (Čelakovsky, 28.)
8. Viel Spreu, wenig Korn. – Eiselein, 575; Simrock, 9774; Braun, I, 4230.
Lat.: Ex multis paleis parum fructus collegi. (Eiselein, 575.)
9. Wer keine Sprew haben wil, der muss sich auch dess Korns verzeihen. – Nigrinus, Vorr., Bl. 90a.
10. Wer sich in die Spreu versteckt, der wird von jedem Esel beleckt.
In Aegypten sagt man, um den Gedanken auszudrücken, dass der verachtet und gemishandelt werde, der seine Würde nicht bewahre: Wer sich zu Spreu macht, den fressen die Kühe. (Burckhardt, 636.)
Lat.: Conditus in palea, a stupido comedetur asello. (Gaal, 670.)
[743] 11. Wer sich mischt unter die Spreu, den fressen die Säu.
Poln.: Kto się miesza między plewy, tego świnie zjedza. (Lompa, 19.)
12. Wer Spreu drischt, worfelt wenig Korn.
Holl.: Het is kaf gedorscht. (Harrebomée, I, 373.)
13. Wer Sprewer seet, d schneidt ab böss Getraid. – Gruter, III, 110; Lehmann, II, 876, 226; Henisch, 461, 41; Petri, II, 767.
Böhm.: Kdo plévy sejé, málo nažne. (Čelakovsky, 160.)
14. Wirf Spreu in die Luft und du wirst sehen, woher der Wind kommt. – Breslauer Zeitung, 1864, S. 921.
15. Wo keine Spreu ist, da sind auch keine Körner. – Oec. rur., 388.
*16. Aus blosser Spreu Getreide dreschen. (Altgriech.)
Eitle Mühe.
*17. Das ist Spreu für den Ochsen.
Holl.: Dat is kaf aan den os. (Harrebomée, II, 373b.)
*18. Die Sprüwer sind gestoben von den Karnen. (Schweiz.) – Eiselein, 575.
So sprach Rudolf von Erlach, als ein Trupp von Feigen aus der Schlacht bei Laupen floh. Das Leichte trennt sich vom Schweren, das Schlimme vom Guten. (S. ⇒ Davonstieben.)
Holl.: Hij scheidt het kaf van het korn. (Harrebomée, II, 273b.)
*19. Er brûcht keini Spreuer zuehe z'träge. (Solothurn.) – Schild, 93, 401; Sutermeister, 101.
Er hat für keine Kinder zu sorgen.
*20. Er hat sich Spreu geborgt und muss Weizen zurückgeben. (Wend. Lausitz.)
Buchempfehlung
»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«
72 Seiten, 4.80 Euro