Feige (Adj.)

Feige (Adj.).


1. De nich fege is, starvt nich.Eichwald, 484.

Das Wort »feige« bezeichnet hier nicht wie in der hochdeutschen Schriftsprache unwürdige Furcht vor dem Tode, sondern: für den Tod bestimmt, dem Tode geweiht sein. Es ist von Fe, Fee, Fei, Feine abzuleiten. »In den Feen«, sagt W. von Waldbrühl, »verehrte der altdeutsche Volksglaube göttliche Frauenerscheinungen, welche die Schlachten und Kämpfe lenkten, den Helden Sieg oder Tod brachten. Die Stammsilbe mag mit dem Fe in Feod (dargeliehenes, übertragenes Gut) gleichbedeutend sein und soviel heissen als ›Spenderin des Schicksals‹, die auch Walküre genannt wurde. Da der Volksglaube auch Wasser- und Höhlengeister u.s.w. kannte, so können hier viele Verwechselungen vorgekommen sein, sodass man bei dem Namen Fee im allgemeinen ziemlich die Walküre bis auf den obigen Ausdruck vergessen hat.« Nach dieser Vorausschickung bedeutet »feige« den Zustand eines Menschen, welcher der Fei, der Walküre, verfallen ist, welcher den Einfluss der Gottheit fühlt und einsieht, dass er verloren ist. Später bezeichnete man mit dem Worte »feige« nicht blos den im Gefecht Verlorenen, sondern jeden, dem die Auflösung bevorsteht, jeden, der dem Grabe verfallen scheint. Da alte Helden in dem Augenblicke, da sie von der Fee angehaucht wurden, oft den starren Muth verloren, so mag das Wort dadurch seine jetzige unedle und abgeleitete Bedeutung in der Schriftsprache erhalten haben. (Vgl. Frommann, III, 46.) Ueber »Feen« vgl. Grimm, Myth., 2. Ausgabe, S. 382, und über »Feige« ebendaselbst, S. 816.


2. Well fege1 is, den kann unse Hergod sülvst nich helpen. (Oldenburg.) – Goldschmidt, II, 5.

1) Hier ebenfalls in dem altdeutschen Sinne: zum Tode bestimmt.


3. Wi beide sünt noch nicht fege, wi levt noch een Jahr tosamen.Eichwald, 485.


*4. Feige wie ein Kaninchen.


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*5. Feig wie eine Hyäne.

So sagen die Araber, während uns das Thier von jeher als über die massen frech und bis zum Grausen blutdürstig geschildert worden ist. Die arme Hyäne ist sprichwörtlich das Urbild aller Bestialität geworden. Ohne Frage aber gehört die Hyäne zu den erbärmlichsten Feiglingen. Ein Schuss, ein donnernder Ruf des Menschen, ein Steinwurf, das Bellen eines Hundes kann eine ganze Schar derselben auseinander treiben. (Vgl. Schlesische Zeitung, 1871, Nr. 201, 1. Beil.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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