1. Einmal versehen ist zu vergeben, aber muthwillige Beharrung ist nicht zu leiden. – Lehmann, 738, 2.
2. Ick härr mi versiehn, söä' de Bäcker, doa ha'r sien' Fru für't Brot in'n Backawen schoven. – Schlingmann, 57.
3. Ists versehen, so ists (so muss es) geschehen. – Henisch, 1531, 52; Petri, II, 409.
Frz.: Faut d'un point Martin perde son âne. (Gaal, 1606.)
It.: Per un punto Martin perde la cappa. (Gaal, 1606.)
4. Man kann sich leicht versehen, wenn man den Gaul schlägt.
Dän.: Man kand snart forsee sig paa et øg at slaae. (Prov. dan., 183.)
5. Mer versüht sich net mieh, als an de Lüggen. (Bedburg.)
Man versieht, täuscht sich nicht mehr als in den Leuten.
6. Versêen is verspêlt. (Holst.) – Schütze, IV, 164; für Henneberg: Frommann, II, 411, 125.
7. Versehen ist auch verspielt. – Hollenberg, I, 26; Eisenhart, 422; Petri, II, 568; Schottel, 1128a; Pistor., IV, 6; VI, 57; Bücking, 36; Müller, 34, 11; Lohrengel, I, 671; Siebenkees, 140; Körte, 6265; Simrock, 10903; Graf, 276, 296; Braun, I, 4752; Schmitz, 198, 216; Rosenzweig, 47.
Derjenige, welcher aus Unverstand, Uebereilung oder Nachlässigkeit etwas versieht, das ihm oder andern Schaden bringt, ist nach den Gesetzen verbunden, denselben zu tragen. Gilt nicht nur vom Spiel, sondern von allen Geschäften, besonders von Verträgen, die [1586] einer pünktlichen Erfüllung bedürfen. »Je nu, ma muss nich ollemaul gläuben, denn pfegen sên nich teige Nüsse, und versehen iss auch verspielt.« (Keller, 151a.)
Böhm.: Kdo bojuje a staví ženu, dĕti stroji, soudí se a hoduje nech se nouze boji. (Čelakovsky, 59.)
Dän.: Forseet er forspildt (forloret). (Prov. dan., 183.)
Frz.: Chacun porte la peine de sa faute. – Les fautes sont faites pour le jeu. (Kritzinger, 305a.) – Les fautes sont pour les joueurs. (Masson, 354.)
Poln.: Kto wojuje i buduje, żonę dzieii stroji, prawuje bankietuje: niech się biedy boji. (Čelakovsky, 59.)
8. Versehen ist bald geschehen. – Simrock, 10902; Körte, 6266.
9. Versehen ist das beste auffm spil. – Agricola I, 12; Latendorf II, 27; Körte, 6267; Braun, I, 4753.
Holl.: Verzien is 't best op 't spel. (Harrebomée, II, 287a.)
10. Was hat versehn der erste Koch, verbessert nicht der andere noch. – Petri, II, 597.
11. Wer es versieht, muss es entgelten.
12. Wer nicht versehen kann, der gibt keinen guten Amtmann. – Petri, II, 744.
»Wer nicht versehen vnnd hinterm Berge halten kann, der gibt keinen guten Regenten vnd Amptmann.« (Mathesy, 57a.)
13. Wer viel hat zu versehen, kann's leicht versehen.
*14. Er ist damit versehen, wie der Affe mit dem Schwanze.
Frz.: Il en est pourvû comme un singe de queuë. (Kritzinger, 575b.)
*15. Er ist damit versehen, wie eine Judenküche mit Speck.
Holl.: Hij is ervan voorzien als eene Joden-keuken van spek. (Harrebomée, I, 365b.)
*16. He het sick versên as te Backer to Hinte1, de sîn Wîf vör Brot in de Backofen schôf. – Bueren, 534; Eichwald, 81; Frommann, V, 430, 532; Kern, 42; Hauskalender, II.
*17. He verseh sick as Vetter Lorenz, de wull en Pund Toback kôpen un stohl ên. – Hochdeutsch bei Simrock, 10904.
*18. Ich hoa's bîsig versân. (Schles.) – Frommann, III, 416, 630; für Troppau: Peter, 446.
*19. Sie hat's versehen.
Frz.: Elle a delinqué. (Kritzinger, 212b.)
*20. Versehen, wie ein Dorff mit eim vnsinnigen Pfaffen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 278.
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