Ludwig Freiherr von Holberg

[455] Ludwig Freiherr von Holberg, geb. zu Bergen in Norwegen 1681, einer der berühmtesten dänischen und um die Bildung und Veredelung des Geschmacks und der Sitten seiner Nation sehr verdienter Schriftsteller. Schon im ersten Jahre seines Vaters (Obristlieutenants) beraubt, mußte er sich Anfangs sehr kümmerlich behelfen, ward sehr jung Soldat, studirte dann zu Copenhagen, ward auch in der Folge französischer Sprachmeister und Professor (1714), machte aber zugleich, trotz seiner dürftigen Umstände, mehrere Reisen nach England, Frankreich, Deutschland, Italien etc., kam nachher zu besseren Stellen, und durch seine literarische Betriebsamkeit nach und nach zu ansehnlichem Vermögen, und starb 1754 mit dem Rufe eines vielseitig gelehrten und außerordentlich fleißigen Schriftstellers. Anfangs war es mehr Geschichte, sowohl der dänischen Nation – seine Geschichte Dänemarks war bis zu Suhm die beste, die man hatte – als auch Kirchengeschichte etc. die ihn ganz beschäftigte; allein mehr noch waren es die Werke der schönen Literatur, durch welche er für seine Nation und deren Bildung merkwürdig sich machte. Besonders aber durch seine dramatischen Arbeiten – wem ist nicht sein politischer Kannengießer bekannt? – erwarb er sich außerordentlichen Beifall; und ihm gebührt die Ehre, als der Erste für die dänische Nation Comödien, welche die Sitten seiner Zeit malen, und im Niedrigkomischen den Vorzug behaupten, geschrieben zu haben. Selbst in der neueren Zeit sind zum Theil die Holbergschen Stücke – er schrieb deren auf 25 – z. B. durch Kotzebue, auch in Deutschland wieder ins Andenken gekommen. Auch sein komisches Heldengedicht, Peter Paars, hat an Laune, Geist und Erfindung einen sehr hohen Werth; so wie er denn auch der erste Däne war, welcher Satyren schrieb: und sein bekanntes satyrisches Werk: Klimms unterirdische Reise, ursprünglich lateinisch und in Lucians und Swifts Manier geschrieben, wurde in 7 Sprachen übersetzt. – Holberg (dies ist [455] Suhms Urtheil) gab seiner Nation und deren Denkart denselben Stoß, wie Cicero, indem er sie aufmunterte, in ihrer Sprache zu schreiben, zu denken, zu philosophiren.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 455-456.
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