Adolph Franz Friedrich Ludw. Freiherr von Knigge

[530] Adolph Franz Friedrich Ludw. Freiherr von Knigge, geb. in Bredenbeck, unweit Hannover, 1752, einer der reichhaltigsten Schriftsteller des verflossenen Jahrhunderts. Bis ins 14. Jahr auf gedachtem Gute seines Vaters sehr sorgfältig erzogen, machte dieser einige kostbare Reisen mit ihm, starb aber schon 1766, und hinterließ dem Sohne zwar ansehnliche Güter, aber auch ansehnliche Schulden. Dieser nun deshalb auf einen gewissen Unterhalt gesetzt, genoß guten Privatunterricht, und ging im 17. Jahre (1769) auf die Universität zu Göttingen, wurde bei einer Reise nach Cassel von Landgraf Friedrich II. zum Hofjunker und Assessor der Kriegs- und Domainen-Kammer ernannt, welche Stelle er nachher 1772 antrat, auch in der Folge zu höheren Aussichten alle Hoffnung hatte, als ihn seine ökonomischen Verhältnisse nöthigten, seine Entlassung zu suchen. Die ihm hinterlassenen Güter forderten seine öftere Gegenwart, er reiste also 1776 dorthin, kehrte dann nach Hessen zurück, ward 1777 vom Herzog von Weimar zum Kammerherrn ernannt, machte nachher mehrere Geschäftsreisen, wählte aber zugleich mit seiner Familie bald Hanau, bald Frankfurt, dann Heidelberg zu seinem Aufenthalt, und wurde endlich 1790 zum Oberhauptmann und Scholarchen in der Reichsstadt Bremen erwählt, wo er 1796 im 44. Jahre sein ziemlich unruhiges Leben endete. Er war in mehr als einem Fache ausgezeichnet guter Schriftsteller, und erwarb sich besonders als Romanen-Schreiber durch leichte gefällige Erzählung, durch einen Anstrich von Satyre, durch seine Lebensphilosophie immerfort den Beifall der Lesewelt. Der Roman [530] meines Lebens, Geschichte Peter Clausens, Geschichte des armen Herrn von Mildenburg, die Reise nach Braunschweig etc. zeichnen ihn als höchst anziehend, so wie sein lehrreiches, und wohl das wichtigste Werk, was er geschrieben: über den Umgang mit Menschen, als feinen und tiefen Kenner des menschlichen Herzens und Lebens vorzüglich aus. – Man hatte ihn übrigens, als einen schwärmerischen, zur Mystik und zu allem Geheimnißvollen sehr sich hinneigenden Geist, auch für den Illuminaten-Orden (1780) gewonnen, für welchen er mit gewohnter Thätigkeit wirkte, um ihm über Rosenkreuzer, Jesuiten etc. die Oberhand zu verschaffen, und nachher, nach Aufhebung dieses Ordens, unter dem Namen Philo eine merkwürdige Erklärung darüber herausgab; indessen zog ihm dieser sein Antheil an dem Illuminatismus vielerlei Verdrießlichkeiten, besonders auch mit dem Leibarzt Zimmermann zu, gegen welchen er den erhobenen Prozeß gewann. Seinen Unwillen und seine Laune ließ er dann in der Geschichte der Aufklärung von Abysfinien, in Wurmbrands politischem Glaubensbekenntnisse, in den Papieren des Etatsrath von Schafkopf aus. – Seinen Antheil an dem berüchtigten: Barth mit der eisernen Stirne, hat er hinlänglich, unter Nennung des wahren Autors, abgelehnt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 530-531.
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