Ölmalerei

[340] Ölmalerei (die) oder die Kunst, mit Ölfarben zu malen, wird gewöhnlich als eine Erfindung des Joh. van Eyck (s.d.) angesehen, dem aber auch in dem Falle der Ruhm bleibt, sie wiederhergestellt und vervollkommnet zu haben, wenn sie eine weit frühere Erfindung der Italiener und nur ihrer eigenthümlichen Schwierigkeiten wegen vernachlässigt worden wäre, wie Andere in neuerer Zeit behaupten. Die außerordentliche Vollkommenheit, welche man dem Colorit mittels der Ölfarben zu geben vermag, die jede Schattirung, den Schmelz, das Duftige natürlicher Färbungen mit der größten Wahrheit darzustellen erlauben; ferner die größere Dauer, sowie daß der Maler jede Stelle eines Ölbildes beliebig oft übermalen und da die Farben sich beim Trocknen nicht verändern, wie die Wasserfarben, die Wirkung seiner Arbeit viel sicherer beurtheilen kann, haben der Ölmalerei jetzt den Vorzug zu jeder Art von Gemälden zugewendet. Mit der Zeit dunkeln jedoch die Ölbilder etwas nach, worauf der Künstler gleich bei der Arbeit Rücksicht nehmen muß, und was von dem Öle herrührt, womit die Farben angemacht sind; Nußöl, Mohn- und Leinöl werden am gewöhnlichsten dazu gebraucht und zur Beförderung des Trocknens der Farben diese auch wol mit Firnissen vermischt. Gemalt wird mit Ölfarben auf Holz, Kupfer und andere Metalle, auf Taffet und am meisten jetzt auf Leinwand, wo nach deren gehöriger Zubereitung das Bild mit weißer Kreide vorgezeichnet und dann der Entwurf mit denselben Farben gemacht wird, mit denen ausgemalt werden soll. Die Erfindungen, Ölgemälde von ihrer von Zerstörung bedrohten Leinwand abzunehmen und auf neue zu ziehen, sowie von Holztafeln die von Würmern zerfressene Rückseite bis an die Unterfläche der Gemälde abzuhobeln und diese auf neue zu übertragen, vermehren die Dauer der Ölbilder noch mehr. Diese haben aber das Nachtheilige, daß sie bei dem Glanze der Farben, den oft noch ein Firnißüberzug vermehrt, durch das auffallende Licht blenden und die Wirkung der Bilder damit insofern beeinträchtigt wird, daß man sie nicht von jedem Standpunkte aus gleich gut betrachten kann.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 340.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika