Aargau

[2] Aargau, ein fruchtbarer Landstrich der Schweiz zwischen der Aar und Reuß, gehörte früher größtentheils zum Gebiete Berns, bildet aber seit 1798 einen selbständigen Canton. Derselbe zählt auf einem Flächenraum von beinahe 24 ! M. 156,000 Einw. Das Land, von einem Theile des Jura durchschnitten, ist ziemlich gebirgig; im Norden wird es auf einer langen Strecke von dem Rheine begrenzt, dem drei nicht unbedeutende Flüsse: die Aar, die Reuß und die Limmat ihre Gewässer durch das Gebiet des Cantons zuführen. Der Hallwyler-See ist der einzige im Canton. Gärtenfrüchte und Obst wachsen in Überfluß; Getreide wird in großer Menge ausgeführt; auch baut man viel Wein, vorzüglich im Frickthal und in dem Freienamt. Holz gibt es hinlänglich; in einigen Bezirken sind Torfgräbereien; an Mineralien wird nur etwas Eisen und Steinkohlen gewonnen, Salz gar nicht; dagegen gibt es stark besuchte Heilquellen zu Baden an der Limmat und zu Schinznach, am Fuße des Wülpisberges, auf dessen Spitze die Ruinen des Schlosses Habsburg liegen. Die Einwohner der Städte und vieler Dörfer beschäftigen sich mit Fabrik- und Manufacturarbeiten, und liefern verschiedene Baumwollenwaaren, Leinwand, Seidenband, Garngespinnst, Wollenwaaren, Vitriol, Leder, Eisen- und Stahlwaaren für den Handel, der durch die Schiffahrt auf dem Rhein und der Aar, durch gute Straßen und vorzüglich durch die im Jahre zweimal zu Zurzach gehaltenen Messen gefördert wird. Der Canton besteht aus 11 Bezirken, welche in 48 Kreise eingetheilt sind, und hat seit 1831 eine demokratisch-repräsentative Verfassung. – Aarau an der Aar, die Hauptstadt des Cantons und eines nach ihr benannten Bezirks, wurde seit der Selbständigkeit des Landes, dessen Behörden hier ihren Sitz haben, vergrößert und verschönert, und zählt jetzt gegen 3500 Einw. Das ausgezeichnetste Gebäude A.'s ist das erst seit einigen Jahren vollendete Rathhaus. Unter den höhern Bildungsanstalten ist die Cantonsschule, von Privatleuten gegründet, dann vom Staate übernommen, die bedeutendste. Außerdem sind bemerkenswerth die Städte Lenzburg mit den Ruinen der Burg des Landvogts Geßler, und Zofingen, beide betriebsam und wohlhabend; Rheinfelden, wo der erste bedeutende Rheinfall ist, und Laufenburg zwei von den vier Waldstädten am Rhein; Brugg an der Aar; Bremgarten an der Reuß; Aarburg, mit der einzigen Festung der Schweiz, welche durch ihre hohe Lage auf einem Kalkfelsen die ganze Umgegend beherrscht, aber ohne militairische Wichtigkeit ist, und das ehemalige Kloster Königsfelden, jetzt ein Kranken- und Irrenhaus, an der Stelle erbaut, wo 1308 der deutsche König Albrecht I. ermordet wurde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 2.
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