[185] Barrère (Bertrand de Vieuzac), Mitglied des franz. Nationalconvents und des Wohlfahrtsausschusses, geb. 1755 zu Tarbes von guter Familie, zeichnete sich als Parlamentsadvocat zu Toulouse durch seine Rednergabe aus und wurde 1789 als Abgeordneter in die Reichsständeversammlung gewählt. Hier zeigte er sich als Republikaner, ward Mitglied des Nationalconvents und war vom 29. Nov. bis 14. Dec. 1792 Präsident desselben. Unter seinem Vorsitz wurde Ludwig XVI. zum ersten Mal verhört, für dessen Tod er nachmals stimmte. Gleich bei Errichtung des Wohlfahrtsausschusses, im Apr. 1793, in denselben gewählt, war B. eines der thätigsten Mitglieder desselben und der Einzige, der sich [185] bis zu dessen Aufhebung im Sept. 1794 darin erhielt, wovon der Grund hauptsächlich in seinem Anschließen an die jedesmal herrschende Partei, in seiner außerordentlichen Gewandtheit bei schriftlichen Ausarbeitungen und in seinem Talente lag, über die grellsten Widersprüche und Schreckensmaßregeln in angenehmen Phrasen zu sprechen, weshalb er auch den Beinamen »Anakreon der Guillotine« erhielt. Bis zum 9. Thermidor (27. Jul. 1794) hatte er Robespierre aufs Niedrigste geschmeichelt, als er ihn jedoch fallen sah, trat er rasch zu den Gegnern der Schreckensherrschaft über, wurde aber im März 1795 mit Collot d'Herbois und Billaud Varennes verhaftet und zur Deportation verurtheilt, der er sich durch die Flucht entzog. Bonaparte hob als erster Consul seine Verbannung auf und B. ward nun dessen eifriger Lobredner, spielte aber weder unter der Consularnoch unter der Kaiserregierung eine wichtige Rolle und wurde, weil er sich dem von Elba zurückgekehrten Kaiser von Neuem angeschlossen hatte, 1816 verbannt. Hierauf lebte er in der Gegend von Brüssel ziemlich eingezogen und erhielt später die Erlaubniß, nach Frankreich zurückzukehren. Seine literarische Thätigkeit beweisen eine Menge vorzüglich bis 1815 erschienener Schriften.