Guillotine

Guillotine

[297] Guillotine ist eine Maschine zum Köpfen der Missethäter, welche in mehren Staaten an die Stelle des Scharfrichterschwerts oder Beils getreten ist.

Dieselbe besteht aus zwei Säulen, die oben mit einem Querholz verbunden sind und zwischen denen in Fugen ein scharfes und schweres Fallbeil hängt, welches mittels eines Seiles herausgezogen werden kann. Der Verurtheilte wird auf ein Bret gebunden, welches oben, wo der Kopf hinkommt, einen Ausschnitt hat und umgeschlagen werden kann, sodaß der Verbrecher mit dem Halse gerade unter das Beil zu liegen kommt. Sowie das Seil, welches das Beil hält, nachgelassen wird, fällt dieses herab und schlägt den Kopf ab, ohne jemals zu fehlen oder nicht durchzudringen, welches dem Scharfrichter bei Handhabung einer freien Waffe zuweilen begegnet und dann zur Qual des Verurtheilten Veranlassung gibt. Die Guillotine hat ihren Namen von dem franz. Arzte Guillotin, welcher Mitglied der Nationalversammlung in der franz. Revolution 1789 war und der Versammlung statt der bisherigen qualvollen Hinrichtungsart durch den Strang die Köpfmaschine vorschlug. Sie wurde gewählt und mit ihr wurden während der franz. Revolution die meisten der unzähligen Hinrichtungen ausgeführt, welche die Fanatiker der Freiheit anordneten, um alle Freunde des Königthums auszurotten. Auf dem Grèveplatz zu Paris stand die Guillotine, welcher während der Revolution unzählige Schlachtopfer zugeschleppt wurden. Sie wurde am 25. Apr. 1792 zuerst in Anwendung gebracht. Man hatte aber, um schneller in dem blutigen Geschäfte verfahren zu können, nicht nur feststehende Guillotinen, sondern auch solche, welche auf vierräderigen Gerüsten standen, mit denen sie herumgefahren werden konnten, wandernde Guillotinen, ja sogar tragbare, welche den Verurtheilten in die Zimmer gebracht werden konnten. Guillotin (geb. 1738, gest. 1814), ein Mann von sanftem und wohlwollendem Charakter, war jedoch keineswegs Erfinder des schrecklichen Instruments, sondern schlug dieses nur vor, um den Verurtheilten unnütze Martern zu ersparen, und verbesserte die schon früher bekannte Köpfmaschine dadurch, daß er darauf antrug (was auch eingeführt worden ist), das Beil so einzurichten, daß seine Schneide eine schiefe Linie bildete, damit der Kopf nicht sowol abgestoßen, als mit der größten Schnelligkeit abgeschnitten würde. Die Guillotine ist, außer in den Ländern, in denen franz. Recht gilt, in neuerer Zeit auch in Griechenland und in Hanover eingeführt worden. – Die Köpfmaschine hatte man früher schon in Italien, wo sie Mannya (Mannaja) oder die welsche Falle hieß. Konradin von Schwaben (s.d.) wurde mit einer derartigen Maschine hingerichtet. In England und Schottland hieß die Köpfmaschine Gibbet oder Jungfer. Eine solche, wie sie nachstehend abgebildet ist, stand z.B. bis ins 17. Jahrh. zu Halifax, und der Lord des Bezirks hatte das Recht, jeden in dem Forste von Hardwick ergriffenen Missethäter mittels derselben richten zu lassen. In Deutschland war seit dem 14. Jahrh. ein der Guillotine ähnliches Instrument, die Diele, bei Hinrichtungen in Gebrauch. Sie bestand aus einem Stück eichenen Holzes mit einem scharfen Eisen. Auch die Holländer, Polen und Russen haben schon früher Köpfmaschinen besessen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 297.
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