Benningsen

Benningsen

[221] Benningsen (Levin Aug. Theophil, Graf von), ein berühmter russ. General, geb. 1745 zu Braunschweig, trat, da das Stammgut seiner Familie, Banteln, zu Hanover gehörte, 1755 in das Pagencorps König Georg II. und aus diesem als Lieutenant in die hanöv. Fußgarde, bei der er die letzten Feldzüge des siebenjährigen Krieges mitmachte, ohne jedoch besondere Neigung für den Soldatenstand zu beweisen.

Sobald ihn seines Vaters Tod in den Besitz der Familiengüter gebracht, nahm er den Abschied, vermählte sich und lebte mit großem Aufwande, bis ihn Zerrüttung seiner Vermögensumstände bewog, in russ. Dienste zu gehen. Vorher verschaffte er sich noch durch Freunde das Obristlieutenantspatent und wurde deshalb in Rußland sogleich als Major bei der leichten Reiterei angestellt. Sich namhaft auszuzeichnen, fand er erst in dem 1787 erneuten Türkenkriege Gelegenheit, wo er auch der Belagerung von Oczakow beiwohnte, und erhielt sodann 1793 den Oberbefehl eines Corps gegen Polen, mit dem er in Litthauen mehre Siege erfocht. Im Kriege gegen Persien war B. 1796 Oberbefehlshaber der Reiterei und trug das Meiste zur Eroberung von Derbend am kaspischen Meere bei. Die Thronbesteigung Kaiser Paul I. im Nov. 1796 machte diesem Kriege ein Ende und B. lebte nun meist in Petersburg, wurde 1798 Generallieutenant und gehörte 1801 zu der Verschwörung, durch welche Paul I. Thron und Leben verlor. Er wurde dann Generalgouverneur von Lithauen, Obergeneral der Reiterei und 1805 Oberbefehlshaber der russ. Nordarmee Im J. 1806 zeichnete er sich bei Pultusk gegen die Franzosen aus, lieferte am 7. und 8. Febr. 1807 als Oberbefehlshaber die blutige Schlacht bei Eylau, wo sich beide Theile des Sieges rühmten, verlor jedoch am 14. Jun. die Schlacht bei Friedland. Unzufrieden mit dem erfolgenden tilsiter Frieden und schwer erkrankt begab er sich auf seine Güter in Lithauen und wurde erst 1812 wieder zum Heere berufen. Hierauf befehligte er in der Schlacht bei Mosaisk das russ. Centrum, besiegte am 18. Oct. die Franzosen bei Woronowa, entzweite sich aber wegen der Verfolgung des Rußland räumenden Feindes mit dem Feldmarschall Kutusow und legte deshalb sein Commando nieder. Erst nach des Letztern Tode im Apr. 1813 übernahm B. den Oberbefehl der Armee von Polen, focht bei Leipzig auf dem rechten Flügel, half die Stadt erstürmen und erhielt dann den Auftrag, die an der Elbe von den Franzosen noch besetzten festen Plätze zu beobachten. Nach dem Sturze Napoleon's erhielt B. das Commando der in Bessarabien an der türk. Grenze versammelten russ. Südarmee, das er aber nach einem gefährlichen Sturze mit dem Pferde, dessen Folgen ihn blind machten, 1818 aufgab. Seitdem lebte er auf seinem Gute Banteln in Hanover, wo er am 3. Oct. 1826 starb.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 221.
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