Bora [2]

[297] Bora (Katharina von), Luther's Gattin, geb. 1499, deren Geburtsort aber gar nicht und von deren Herkunft nur bekannt ist, daß ihre Mutter Anna hieß und aus dem noch jetzt blühenden alten sächs. Geschlechte von Haugwitz abstammte. Katharina wurde in sehr jungen Jahren im Kloster Nimptschen an der Mulde bei Grimma als Nonne eingekleidet, fühlte sich aber bald sehr unglücklich, da sie in der Hoffnung, Gott recht innig in solchen Mauern sich weihen zu können, sich getäuscht sah. Als daher in den ersten Jahren der Reformation viele Klöster verlassen wurden und Katharina vergeblich die Vermittelung ihrer Verwandten nachgesucht hatte, um in die Welt zurücktreten zu können, so wandte sie sich mit acht andern Nonnen an Luther und bat ihn um seinen Rath und Beistand. Luther vermochte einen torgauer Bürger, Leonhard Koppe, daß er in der Nacht auf den 4. Apr. 1523 mit Hülfe mehrer anderer Bürger jene neun Nonnen durch List und Gewalt befreite und sie nach Wittenberg führte, wo Luther sich zur Veranlassung des Geschehenen bekannte, die Entführten unterbrachte, bis ihre Verwandten derselben sich annehmen würden, und auch einige verheirathete. Katharina wurde von dem damaligen wittenberger Bürgermeister Reichenbach aufgenommen und Luther ließ ihr durch den Prediger Nikolaus von Amsdorf den Doctor Kaspar Glaz zur Ehe vorschlagen. Sie lehnte diesen Antrag aber mit dem Bemerken ab, daß sie den erwähnten Prediger oder auch Luther selbst gern heirathen würde. Nun hatte Luther zwar 1524 seine Mönchskleidung abgelegt, scheint aber zu Katharina, die ihm hoffärtig vorkam, keine besondere Neigung gehabt zu haben. Dennoch vermählte er sich mit ihr nach dem Pfingstfeste 1525, hat mit seiner Käthe, wie er sie nannte, glücklich gelebt und fünf Kinder mit ihr gezeugt. Nach dem Tode ihres Gemahls, als die Spanier in Folge der mühlberger Schlacht 1547 unter Kaiser Karl V. in Wittenberg einzogen, flüchtete Katharina nach Leipzig und gerieth hier in drückende Umstände, sodaß sie durch Speisung junger Leute ihren Unterhalt sich suchen mußte. Zwar kehrte sie später nach Wittenberg zurück, befand sich aber fortwährend in bedrängter Lage. Als 1552 die Universität wegen pestartiger Seuchen nach Torgau verlegt ward, folgte sie ihr schon krank dahin, starb daselbst am 27. Dec. und wurde in der Kirche zu Torgau bestattet, wo ihr Grabstein mit ihrem lebensgroßen Bilde in Stein ausgehauen noch vorhanden ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 297.
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