Burckhardt

[350] Burckhardt (Joh. Ludw.), einer der verdienstvollsten europ. Reisenden, welche Vorderasien und Afrika zum Gegenstande ihrer Forschungen gemacht haben, war zu Lausanne am 24. Nov. 1784 geboren. Er stammte aus einem Patriciergeschlechte von Stadt Basel, das sich von seinem Stammhause »zum Kirschgarten« nannte, wurde in der Schweiz erzogen, studirte in Leipzig und Göttingen und ging 1806 nach England, weil es der ungerechten Verfolgungen wegen, die sein Vater von den Franzosen hatte erdulden müssen, sein sehnlichster Wunsch war, in einem von franz. Einflusse freien Lande zu wirken. An Joseph Banks (s.d.) empfohlen, erfuhr er, daß die afrikan. Gesellschaft einen Reisenden suche, welcher von der nordöstl. Küste in das Innere von Afrika vorzudringen übernähme, und trug sich sogleich dazu an. Man ging auf sein Anerbieten ein und nachdem sich B. in London und Cambridge wissenschaftlich vorzüglich durch das Studium der arab. Sprache, und durch körperliche Abhärtung für sein gefahrvolles Unternehmen vorbereitet, reiste er im Jan. 1809 nach Malta ab. Hier nahm er oriental. Kleidung und den Namen Scheik Ibrahim an, ließ sich den Bart wachsen und begab sich dann nach Syrien, wo er auf der Schule zu Aleppo die Sprachen und Sitten der Morgenländer und das mohammedan. Gesetz sich so zu eigen machte, daß er sich nach anderthalb Jahren für einen arab. indischen Handelsmann ausgeben konnte, ohne den geringsten Verdacht zu erregen und später, nach einer Prüfung durch zwei arab. Gelehrte, für einen der gelehrtesten Muselmänner erklärt wurde. Als Muselmann bereiste er nun Syrien und Ägypten, 1813 Nubien, drang 1814 durch die Wüste bis Suakin am rothen Meere vor, das er überschiffte, Mekka besuchte und sich hier einer Karavane von 80,000 Pilgern anschloß, welche nach dem heiligen Berge Ararat wallfahrtete, wovon er den im Morgenlande ehrenvollen Titel Hadschi, d.h. Pilger, führte. Nachdem er noch in Medina verweilt hatte, begab er sich nach Kairo, von wo er eine Reise nach dem Sinai unternahm. Nach Kairo zurückgekehrt, erwartete er die Ankunft der Karavane, mit der er endlich ins Innere von Afrika zu gelangen hoffte, als plötzlich 1817 der Tod an einem bösartigen Fieber die Thätigkeit dieses für Erweiterung menschlicher Kenntnisse unermüdlichen Forschers endigte, dessen anspruchslosen Charakter seine Zeitgenossen nicht genug rühmen können. B. wurde mit großen Ehrenbezeigungen auf dem mohammedan. Begräbnißplatze beerdigt, aus seinem nach England gekommenen Nachlasse aber sind die Beschreibungen seiner Reisen herausgegeben und auch zum Theil ins Deutsche übersetzt worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 350.
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