Buquoy

[350] Buquoy (Joh. Albert d'Archambaud, Graf von), geb. 1651 in der franz. Provinz Champagne, der Abkömmling eines vornehmen Hauses, das er von den Königen von Schottland herleitete, einer der seltsamsten und abenteuerlichsten Menschen seiner Zeit. Frühzeitig verwaist, widmete er sich bis ins 17. Jahr den mannichfaltigsten Studien und forschte den erhabensten Dingen nach, ohne zu festen Ansichten gelangen zu können, wie sein Leben zu beweisen scheint. Nachdem er nämlich einige Jahre Soldat und Freigeist gewesen, trat er plötzlich in den Orden der Trappisten, verließ ihn aber wieder wegen seiner dabei leidenden Gesundheit, trieb sich als Bettler herum und wurde unter dem Namen le Mort (der Todte), Schullehrer in Rouen, wo er durch seine geistreichen Einfälle die Aufmerksamkeit der Jesuiten auf sich zog, die ihn aber vergebens für ihren Orden zu gewinnen suchten. Durch Verwandte nach Paris zurückgebracht, wollte er anfänglich wieder Soldat werden, versuchte dann vergeblich eine geistliche Gesellschaft zu stiften, welche die Wahrheit der christlichen Religion beweisen sollte, entsagte einer guten Pfründe, weil ihm das Leben der Geistlichkeit zuwider war und ergriff endlich doch das Waffenhandwerk, um den gesunkenen Glanz seines Hauses wieder herzustellen. Während er mit Errichtung eines Regiments beschäftigt war, machte er sich aber durch Äußerungen über die Bedrückungen des franz. Volkes, die er als abgesagter Feind der absoluten Gewalt heftig tadelte, dem Hofe verdächtig, wurde verhaftet und nach dem Fort Eveque zu Paris gebracht, aus dem er sich aber zu befreien wußte; auch aus der Bastille, in die der eingeholte Flüchtling verschlossen ward, entkam B., erreichte glücklich die Schweiz, bot nun, jedoch ohne Erfolg, Holland seine Dienste und Pläne an, welche darauf hinausgingen, Frankreich in eine Republik oder wenigstens in eine beschränkte Monarchie umzuwandeln, und fand endlich durch seine Kenntnisse und Gabe der Unterhaltung an dem venetian. Feldmarschall von Schulenburg einen Gönner. Mit diesem besuchte B. mehre deutsche Höfe, erhielt in Hanover an den Königen Georg I. und II. von England Beschützer und Versorger und starb 1740 im 90. Jahre und im vollen Besitze seiner Geisteskräfte. B. war schlank gewachsen, von mittler Größe, hatte scharfe Züge, lebhafte Augen, verbrachte seine meiste Zeit mit Denken und Schreiben, redete viel, wenn er Zuhörer hatte und beobachtete äußerlich die Gebräuche der röm. Kirche; in den letzten Jahren hatte er sich den Bart wachsen lassen, um Ähnlichkeit mit einem Einsiedler zu erhalten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 350.
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