Egerton

[623] Egerton (Franz), letzter Herzog von Bridgewater, geb. 1726, wurde durch das Ableben seiner Brüder alleiniger Besitzer eines ungeheuern Vermögens und verewigte seinen Namen durch Verwendung desselben auf großartige, gemeinnützige Unternehmungen, namentlich durch Anlage von Kanälen zur Ausdehnung der Wasserverbindung im Innern Englands. Er beschränkte seine Einkünfte auf 400 Pf. St. das Jahr und widmete das Übrige der Anlage von Kanälen, von denen der nach ihm genannte Bridgewater-Kanal die Fabrikstadt Manchester mit des Herzogs Kohlengruben bei Worsley-Mill und dem Hafenplatze Liverpool verbindet, über Flüsse, durch Berge und Thäler, einmal in einer 38 F. hohen Wasserleitung geführt ist und binnen fünf Jahren vollendet wurde, während welcher der Herzog in einem zur Wohnung für ihn eingerichteten Kahne den Arbeiten beiwohnte, welche James Brindley, geb. 1716, gest. 1772, leitete, der Zimmermann und Mühlenbaumeister, ein Genie in der Mechanik, außerdem aber ein wenig gebildeter Mann war und nicht einmal richtig schreiben konnte. Der ungeheure Absatz, welchen nun die Kohlenwerke des Herzogs erhielten, machte das Unternehmen trotz alles Aufwandes so einträglich, daß bald überall ähnliche Anlagen begonnen wurden; der Herzog aber ging 1766 an die Ausführung von Brindley's Entwurf einer Wasserverbindung zwischen London, Bristol, Liverpool und Hull, der sogenannten Grand trunk navigation (großen Stamm-Schiffahrt) und binnen 11 Jahren kam dieser 90 engl. M. lange Kanal zu Stande, welcher Liverpool und Hull, die Flüsse Trent und Mersey und so das irische Meer mit der Nordsee verbindet. Da der Herzog 1803 unvermählt starb, so wurde Lord Franz Heinrich E., Graf von Bridgewater und Pair von England, geb. 1756, ein gelehrter Sonderling, sein Erbe, der bei einem jährlichen Einkommen von 70,000 Pf. St. mehr durch die öffentliche Befriedigung seiner wunderlichen Launen als durch einige, obgleich nicht verdienstlose Schriften bekannt wurde, welche er herausgab. Für Thiere hegte er eine besondere Liebhaberei, hatte eine Menge Katzen und Hunde, von denen zwei an seinem Tische ihr Futter erhielten und zuweilen mit zwei Bedienten in einem vierspännigen Wagen spazieren fuhren. Er lebte seit 1810 in [623] Paris und starb daselbst 1829 als letzter Inhaber des Titels von Bridgewater. In seinem, zahlreiche Vermächtnisse enthaltenden letzten Willen vermachte er dem brit. Museum seine Handschriften und 5000 Pf. St. zum Ankaufe von dergleichen und stellte 8000 Pf. St. zur Verfügung des Präsidenten der londoner Akademie der Wissenschaften, mit der Bestimmung, daß dieser mehre Schriftsteller veranlassen möge, ein umfassendes Werk über die Macht, Weisheit und Güte Gottes, wie sie sich in der Schöpfung offenbaren und in dem alle Beweisgründe für ein höchstes, allmächtiges und allgütiges Wesen niedergelegt werden sollten, zu verfassen. Dafür sollten jene 8000 Pf. St. unter die Verfasser vertheilt werden, diese aber freie Besitzer ihrer Werke bleiben. Die Erfüllung dieser Anordnung haben ausgezeichnete engl. Gelehrte übernommen und eine deutsche Übersetzung der auf diese Art entstandenen sogenannten »Bridgewater-Bücher« hat (Stuttg. 1836) zu erscheinen angefangen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 623-624.
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