Guajakbaum

[294] Guajakbaum, auch Franzosenholz-, Pock- oder Bockholzbaum, Guajacum officinale Lin., ist ein auf den Antillen einheimischer sehr großer Baum, mit gabelförmig getheilten, gegliederten Ästen und immergrünen Blättern, die aus zwei Paar Blättchen fiederförmig zusammengesetzt sind. Die blauen Blüten haben die Größe der Blüten unseres sauern Kirschbaums und stehen büschelförmig vereinigt an der Spitze der jungen Zweige. Das Guajakholz ist so schwer, daß es im Wasser zu Boden sinkt und so hart, daß es mit Vortheil zu dauerhaften Geräthschaften, sogar zu Mörsern und dazu gehörigen Kolben, sowie zu Kegelkugeln verarbeitet wird. Es hat eine dunkelgrünliche, braune oder blaue Farbe mit einem schwachen Fettglanze, schmeckt reizend bitterlich und riecht gerieben oder angezündet angenehm gewürzhaft. Setzt man es geraspelt dem Sonnenlichte aus, so färbt es sich grün. Härte, Dichtigkeit, Schwere, Geschmack und Geruch erhält dieses Holz, wie die Rinde desselben, von einem Harze, das als Arzneimittel angewendet wird. Dieses Harz fließt entweder von selbst aus der Rinde, oder man legt der Länge nach durchbohrte Stämme an dem einen Ende ins Feuer, worauf das Harz in reichlicherer Menge am entgegengesetzten Ende herausfließt und in untergesetzten Kürbisschalen (Kalebassen) aufgefangen wird. Auch durch Auskochung der Holzspähne mit Wasser und Kochsalz oder durch Ausziehen mittelst Weingeist kann man es erhalten. Bringt man Guajakharz in gläsernen Gefäßen ins Sonnenlicht, so wird es auf der beleuchteten Seite grün; knetet man aber gepulvertes Guajakharz mit Mehlkleister oder mischt man Guajaktinctur mit ungekochter Milch, so entsteht eine blaue Farbe. Schon seit sehr langer Zeit sind Guajakholz, Rinde und Harz als schweißtreibende Mittel, besonders bei der Lustseuche, in Anwendung. Kurz nachdem die Syphilis zum ersten Male auf Hispaniola aufgetreten war, gelangte das Franzosenholz von da 1508 nach Spanien und wurde seit dieser Zeit als das kräftigste Mittel gegen diese Krankheit angesehen, bis der geordnete Gebrauch des Quecksilbers sich noch zuverlässiger erwies.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 294.
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