Kochsalz

[628] Kochsalz (das) oder Küchensalz, auch nur Salz überhaupt genannt, in der Chemie Chlornatrium oder salzsaures Natron, ist eine chemische Verbindung von Chlor und Natrium und wird theils in fester Gestalt in der Erde gefunden, in welchem Falle es Steinsalz heißt, theils aus mit ihm geschwängertem Wasser, aus Salzquellen oder Meerwasser gewonnen, und heißt dann Soolsalz und Meer- oder Seesalz. Das Steinsalz findet man von verschiedener Reinheit in großen Lagen in Flözgebirgen. Zuweilen ist es, wie z.B. in den berühmten Salzminen bei Wieliczka bei Krakau, so rein und durchsichtig, daß man es gleich, sowie es aus der Erde kommt, verbrauchen kann. Gewöhnlich ist es aber mit Gyps, Glaubersalz, Erdharz u.s.w. vermengt. In diesem Falle laugt man es in den Lagern selbst aus, indem man Wasser in dieselben leitet und siedet dann aus dem Wasser das Salz wie aus der Salzsoote. Auch die Salz- oder Soolquellen sind auf keine andere Weise entstanden, als dadurch, daß im Schoose der Erde Wasser über Salzlager streicht, welches dann in Quellen zum Vorschein kommt. Meist hat das Salzwasser, die Soole, einen nur noch so geringen Salzgehalt, daß man es durch ein eignes Verfahren abdunsten muß, ehe man es mit Vortheil zum Salzsieden verwenden kann. Man bringt die Soole nämlich auf die sogenannten Gradirwerke, welche aus hohen und langen Wänden bestehen, die aus Reißholz aufgehäuft sind. Durch das Reisig läßt man das salzhaltige Wasser durchlaufen, bei welcher Gelegenheit es sich sehr ausbreitet und vertheilt und in der durchstreichenden Luft abdunstet. Nachdem die Soole hinlänglich gradirt ist d.h. nunmehr einen hinreichend starken Antheil Salz enthält, so wird sie in das Siedhaus, das Pfannenhaus geleitet und hier zunächst in die Wärmpfanne gebracht, aus welcher sie in die große aus Eisenblech bestehende Siedpfanne fließt, sodaß stets in demselben Verhältniß neue Soole nachläuft, als Wasser aus der heißen Siedpfanne verdampft. Hat die Verdampfung einen gewissen Grad erreicht, so beginnt das Salz sich in Gestalt kleiner Krystalle auszuscheiden, welche man herausnimmt, ablaufen läßt und in eignen Kammern, Pfieseln, dörrt. Höchst merkwürdig sind gewisse Salzquellen in China, die zugleich ein brennbares Gas ausströmen und die ältesten Bohrbrunnen sind, welche man kennt. Das Sieden des Salzes wird mit der Flamme der brennbaren Luft bewirkt, welche man durch Bambusröhre unter die Siedpfannen leitet. Eine eigenthümliche Erscheinung ist noch das Steppensalz, welches sich in Nordafrika, Mittelasien und in Peru und Chile, als ein krystallischer Überzug des Bodens in unfruchtbaren Landstrichen, Steppen, findet und bei der Sonnenwärme aus dem Erdreiche zu effloresciren (herauszublühen) scheint. Wahrscheinlich ist dasselbe ein Überrest von dem Meereswasser, welches einst diese Gegenden bedeckt hat. Eine Naturmerkwürdigkeit ist auch der Salzberg von Cardona in Spanien, welcher eine sich längs eines Flusses hinziehende 4–500 F. hohe Masse von gediegenem Salze ist. Das See- oder Meersalz, auch Baysalz genannt, wird an den Meeresküsten durch freiwilliges Abdampfen des Meerwassers in großen Bassins gewonnen. Ost wendet man auch noch zuletzt, um die Salzbildung zu beschleunigen, das Sieden an. Dieses Kochsalz enthält viele fremdartige Salze, welche zum Theil dadurch entfernt werden, daß man das gewonnene Salz an der Luft ausbreitet, wo dann die zerfließlichen Salze sich abscheiden. Um es noch weiter zu reinigen, löst man das Salz nochmals in Meerwasser auf und behandelt es dann wie Salzsoote. Der Salzgehalt des Meeres ist übrigens so groß, daß, wenn alles Wasser des Meeres verdunstete und das Salz zurückbliebe, dieses mit einer Kruste von 700 engl. F. Tiefe den ganzen Meeresboden überziehen würde, oder auf das feste Land gebracht, dieses mit einer Kruste von 2000 engl. F. Tiefe. Die Anwendung des Salzes zur Zubereitung der Speisen ist allgemein und bekannt. Es macht die Speisen nicht nur schmackhafter, sondern auch gesünder und verhindert das Faulwerden, worauf das Einsalzen beruht. Genuß von zu vielem Salz wird schädlich, indem es Schärfe der Säfte erzeugt, die sich in Krankheiten, wie Hautausschlägen, äußert. Man wendet in der Heilkunst das Salz zu reizenden Klystiren bei Scheintodten, zu trockenen Umschlägen bei wässerigen Geschwülsten und bei Kröpfen, innerlich gegen Bluthusten und besonders äußerlich in Gestalt von Bädern, Salz- oder Soolbädern, namentlich bei skrophulösen Leiden an. Bei manchen Lungenleiden läßt man auch den Kranken sogenannte Lungenbäder nehmen, d.h. derselbe muß täglich an den Gradirwerken spaziren gehen und die Luft in der Nähe derselben einathmen. Zugleich [628] trinkt der Kranke Selterwasser oder wol auch eine geringe Quantität schwacher Salzsoole. Salz, in nicht zu großer Menge angewendet, ist, besonders in nassen Jahren, ein ausgezeichnetes Düngmittel. Wie der Mensch, so genießen auch die Hausthiere das Salz gern, und es bekommt ihnen so gut, daß es in der Schweiz ein Sprüchwort gibt: »Ein Pfund Salz gibt zehn Pfund Schmalz« und die Araber das Salz das »Confect des Kameels« nennen. Vorzüglichbekommt das Salz den Schafen, welche dasselbe vor verschiedenen Krankheiten schützt. Man bedient sich des Salzes endlich auch zum Bleichen, in der Färberei, in der Töpferei, zur Bereitung des Natrons, der Salzsäure, des Salmiaks u.s.w.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 628-629.
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