Johann Sobieski

[505] Johann Sobieski oder Johann III., 1674–96 König von Polen, war ein Sohn des Kastellans von Krakau, wurde 1624 geboren und war einer der größten Helden und trefflichsten Feldherren im 17. Jahrh. Glänzende Waffenthaten gegen die Feinde seines Vaterlandes verschafften ihm zunächst die Würde eines Obermarschalls und Obergenerals des Königreichs; 1673 schlug er bei Choczim die Türken in einer blutigen Schlacht, bei welcher sie 28,000 M. verloren, und 1674 wurde I. zum Könige von Polen erwählt. Als solcher hielt er einen glänzenden Hofstaat, war, selbst hochgebildet, ein Beförderer der Wissenschaften und befand sich fast stets auf Reisen, indem er mit seiner Gemahlin und seinem Hofstaate eine seiner Besitzungen nach der andern zu besuchen pflegte. Nach seinem Tode machte man ihm den Vorwurf, daß er das Geld allzu sehr geliebt habe. I.'s glänzendste und berühmteste Waffenthat war die Entsetzung Wiens. Die Türken waren siegreich und mit großer Heeresmacht 1683 vor Wien gekommen und diese Hauptstadt des christlichen Deutschlands würde in die Hände der Ungläubigen gefallen sein, wenn ihr nicht I. eilig mit 25,000 M. zu Hülfe gezogen wäre. Die Türken wurden in der Schlacht besiegt und entflohen aus ihren Verschanzungen. So eilig war diese Flucht, daß der König von Polen sogar die Fahne Mohammed's erbeutete, welche er an den Papst als Siegstrophäe schickte. Mit unerhörter Begeisterung wurde I. und seine Armee in Wien empfangen, er wurde von den Einwohnern als Retter ihres Glaubens und ihres Lebens begrüßt. I. starb 1696, nachdem ihm die letzten Jahre seines Lebens noch dadurch verbittert worden waren, daß er, dessen Tod man erwartete, schon die Parteikämpfe sich entwickeln sah, welche die Königswahlen in Polen zu begleiten pflegten und welche eine Hauptursache des Untergangs dieses Reichs geworden sind.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 505.
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