Jupiter [2]

[521] Jupiter heißt der schon in den ältesten Zeiten bekannte Planet, welcher sich in einer mittlern Entfernung von mehr als 1071/2 Millionen M. um die Sonne bewegt. Da er zuweilen an Lichtglanz noch die Venus übertrifft, so ist er mit bloßen Augen als ein Stern erster Größe sichtbar. Sein Licht ist gelblich und wenn man ihn durch Fernröhre betrachtet, so erblickt man auf der Scheibe, die er dem Auge darbietet, ungleich erleuchtete Streifen und seine Monde, deren er vier hat und welche ihre Stellung gegeneinander und gegen den Planeten schnell verändern. Jene Streifen hält man für Wolkenzüge in seiner Atmosphäre. Andere regelmäßig wiederkehrende dunklere Flecke scheinen ihren Grund in der Beschaffenheit seines festen Körpers zu haben, und aus der Bewegung derselben hat man berechnet, daß sich der Jupiter sehr schnell, nämlich alle 91/2 Stunden, um seine Axe drehen müsse. Das Jahr des Jupiter, d.h. die Zeit, während welcher er einmal seine Bahn um die Sonne vollendet, ist zwölfmal so lang als unser Jahr. Eine Folge des schnellen Umschwungs des Jupiter um seine Axe ist seine starke Abplattung, indem die Entfernung seiner Pole voneinander um 1/14 kleiner ist als sein Durchmesser in der Richtung des Äquators. Da der Jupiter beinahe senkrecht auf seiner Bahn steht, d.h. die Ebene seines Äquators nur wenig gegen die Ebene seiner Bahn geneigt ist, so weichen die Tageslängen auf ihm in den verschiedenen Breiten (Entfernungen von den Polen) nur sehr wenig voneinander ab, und der Wechsel der Jahreszeiten und Zonen muß auf dem Jupiter geringer sein, als z.B. auf der Erde der Fall ist. Der Durchmesser dieses Planeten ist 19,300 geographische Meilen groß, d.h. mehr als elfmal größer als der Erddurchmesser und hieraus folgt, daß der Jupiter eine 126mal so große Oberfläche und einen 1400mal so großen Cubikinhalt als die Erde hat. Dagegen hat man berechnet, daß die Dichtigkeit seiner Masse nur 1/4 so groß als die mittlere Dichtigkeit des Erdkörpers ist. Die vier Monde des Jupiter bewegen sich um ihn in Kreisen, welche mit seinem Äquator parallel laufen. Bald nach Entdeckung der Fernröhre sind diese Monde beobachtet worden. Ihre Größe ist verschieden, der eine kommt unserm Monde gleich, zwei andere sind wenig größer, der vierte aber ist 51/4mal so groß. Diese Monde haben für die Astronomie eine besondere Wichtigkeit erlangt. Da nämlich fast in jeder Nacht eine Verfinsterung der Jupitersmonde vorfällt, d.h. einer der Monde hinter die Scheibe seines Planeten tritt und nachher wieder hinter ihr hervortritt und man die Zeit genau berechnen kann, in welcher für einen gewissen Beobachtungsort auf der Erde diese Erscheinung eintritt, so kann man auch umgekehrt aus der Zeit, in welcher die Verfinsterung geschieht, berechnen, unter welchem Meridiane der Ort liegt, von welchem die Beobachtung angestellt worden. Bei der Berechnung jener Verfinsterungen machten die Astronomen aber die auffallende Bemerkung, daß die Zeiten, nach welchen die Verfinsterungen wirklich eintreten, um so größer werden, je bedeutender der Abstand der Erde von dem Jupiter wird, wofür es keinen andern Grund geben kann, als den, daß das Licht in seiner Bewegung von den Jupitersmonden bis zu uns eine längere Zeit braucht, je größer der Abstand der Erde von dem Jupiter wird. Die ungeheure Geschwindigkeit des Lichts, welche auf der Erde wegen der zu geringen Entfernungen im Verhältniß gegen dieselbe gar nicht wahrgenommen werden kann, ist auf diese Weise berechnet worden und man hat gefunden, daß das Licht in einer Secunde ungefähr 40.000 Meilen zurücklegt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 521.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: