Nadeln

[236] Nadeln (die), längliche und dünne, kurze Metallkörper, werden je nach ihrer beabsichtigten Benutzung mit runden und breiten Spitzen, mit Knöpfen und Öhren, auch ohne beides und gerade und gekrümmt, z.B. die Strick- und Haarnadeln, von den Nadlern und Nadelfabriken verfertigt und als Steck-, Näh-, Heft-und Packnadeln, sowie nach dem besondern Gebrauche derselben in Gewerben und Künsten, in der Chirurgie u.s.w. näher bezeichnet. Die Erfindung der Nadeln ist sehr alt, da den Stecknadeln ähnliche, wenn auch größere Metallnadeln schon bei Homer vorkommen und in den Gräbern der Griechen und Römer, sowie der barbarischen Völker gefunden werden, und bei den alten Babyloniern schon gestickte Kleider üblich waren, was den Gebrauch der Nähnadeln voraussetzt. Stecknadeln von Messingdraht, wie unsere jetzigen, wurden seit 1370 zu Nürnberg verfertigt, und 1406 waren die Nadler zu Augsburg schon zünftig; in England werden Nähnadeln, die aus sorgfältig bereitetem Stahldraht bestehen müssen, erst seit 1545 gemacht. Das erste Geschäft bei der Nadelverfertigung ist immer das Geraderichten des ringförmig zusammengewundenen Drahtes und das Zerschneiden in Theile von der den Nadeln entsprechenden Größe oder in sogenannte Nadelschäfte, deren ein Arbeiter des Tages gegen 180,000 schneiden kann. Hierauf erfolgt das Zuspitzen, dann bei Stecknadeln das Befestigen der aus etwas feinerm Draht besonders verfertigten Knöpfe, bei den Nähnadeln das Öffnen der Ohre und zuletzt, was für Politur und überhaupt für das Äußere zu thun übrig bleibt. Alle diese zahlreichen Arbeiten, wegen der besonders die Nähnadeln gegen 70 Mal durch die Hand gehen müssen, ehe sie zum Verkauf fertig sind, werden in den Nadelfabriken durch sinnreiche Maschinen außerordentlich erleichtert und beschleunigt. Stecknadeln werden in vorzüglicher Güte in England und Frankreich, in Deutschland zu Karlsbad, außerdem zu Nürnberg, Schwabach, Aachen, Burtscheid, Iserlohn und vielen andern Orten, Nähnadeln, außer in England, zu Wien, Karlsbad, Schwabach, Nürnberg, Burtscheid fabricirt, und deutsche Nadeln finden Absatz nach allen Erdtheilen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 236.
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