Oken

[335] Oken (Lorenz), seit 1833 Professor an der Universität Zürich, gehört in die Reihe der ausgezeichneten noch lebenden Naturforscher, welche in philosophischer wie in praktischer Beziehung das Gebiet ihrer Wissenschaft selbständig angebaut haben. Im J. 1779 in der schwäb. Landschaft Ortenau geboren, erhielt er seine wissenschaftliche Ausbildung auf der Universität Göttingen, wo er dann als Privatdocent wirkte, bis er 1807 als außerordentlicher Professor der Medicin nach Jena gerufen ward, wo er 1810 den Titel als Hofrath erhielt und 1812 als ordentlicher Professor der Naturwissenschaften angestellt wurde. Seit 1816 hatte er in Weimar die »Isis« herauszugeben angefangen, die zwar vorzugsweise den Naturwissenschaften gewidmet war, allein auch andere Gegenstände von allgemeinem Interesse in ihren Kreis zog. Bei der damals in Weimar mehr als an andern Orten bestehenden Preßfreiheit erhielt O. auch vielerlei Beschwerden über öffentliche Übelstände für die »Isis« zugesendet und ließ die wichtigern abdrucken; allein von auswärts gedrängt, verlangte deshalb der weimar. Hof, daß O. die »Isis« oder seine Anstellung aufgeben solle. O. entschied sich für das Letzte und ward um dieselbe Zeit auch in eine Untersuchung wegen Theilnahme am Wartburgfeste (1817) verwickelt, jedoch von aller Schuld freigesprochen. Einen kurzen Aufenthalt in Basel abgerechnet, lebte O. hierauf in Jena als Privatgelehrter, stiftete 1822 die jährlichen Versammlungen der Naturforscher (s. Naturwissenschaften), 1827 aber wendete er sich als Privatdocent nach München, wurde daselbst wieder ordentlicher Professor, legte jedoch seine Stelle abermals nieder, als er gegen seinen Wunsch an eine andere bair. Universität versetzt werden sollte, und folgte 1833 der Berufung an die zu Zürich errichtete neue Universität. Von seinen zahlreichen Schriften sind mehre der philosophischen Begründung des von ihm aufgestellten allgemeinen Natursystems gewidmet, dem man aber die von O. dazu gebildeten Bezeichnungen der Classen und Arten theilweise sehr zum Vorwurfe gemacht hat. Von seinen naturgeschichtlichen Werken gedenken wir seiner »Naturgeschichte für Schulen« (Lpz. 1821) und der bis zum siebenten Bande fortgeschrittenen »Allgemeinen Naturgeschichte für alle Stände«, deren Herausgabe 1833 zu Stuttgart begann.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 335.
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