Weimar

Weimar

[681] Weimar, die Haupt- und Residenzstadt des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach, liegt in einem weiten Thale an der Ilm und hat gegen 12,000 Einw. W. ist ein offener Ort und ziemlich unregelmäßig gebaut, hat aber viele freundliche Häuser; schön gelegen und inwendig höchst geschmackvoll eingerichtet ist das großherzogl. Residenzschloß, die Karlsburg, mit einem reizenden Parke an der Ilm, der großherzogl. Bibliothek und interessanten Kunstsammlungen.

In der Hauptkirche sind die Grabstätten des Kurfürsten Johann Friedrich und Herder's, sowie mehre Gemälde des auf dem Kirchhofe davor ruhenden Lucas Kranach (s.d.) merkwürdig, von denen namentlich das Altarbild berühmt ist, welches Christus am Kreuze nebst Johannes dem Täufer, daneben Luther und Kranach, auf den Flügeln aber den Kurfürsten Johann Friedrich und seine Familie vorstellt. Auf dem städtischen Begräbnißplatze liegt die 1825 erbaute Fürstengruft, wo auch Schiller und Goethe beigesetzt worden sind. W. ist der Sitz der obersten Landes- und der Kreisbehörden, eines Gymnasiums, Schullehrerseminars, mehrer Stadtschulen, einer großherzogl. freien Zeichnenschule, eines Kunstinstituts, einer Bauschule u.s.w. Es befindet sich hier ein Landeswaisenhaus, mit welchem seit 1829 die von Falk (s.d.) gegründete Anstalt für verwahrloste Kinder verbunden worden ist. Die industrielle Betriebsamkeit ist wenig bedeutend, das von Bertuch (s.d.) errichtete, jetzt Froriep'sche Industriecomptoir und Geographische Institut, sowie die Brockhaus'sche Schriftgießerei sind jedoch höchst umfängliche Unternehmungen. Gegründet ward W. vermuthlich im 10. Jahrh., gehörte nachher den Grafen von Orlamünde und kam nach deren Erlöschen gegen Ende des 14. Jahrh. an die Landgrafen von Thüringen, nach deren Aussterben aber 1440 an Meißen. Viel zur Verschönerung der Stadt geschah vom Großherzog Karl August (s.d.), der auch das 1774 abgebrannte Schloß herstellte, und indem er die ersten deutschen Dichter und Schriftsteller seiner Zeit (Goethe, Herder, Schiller und Wieland) um sich vereinigte, W. zu einer der merkwürdigsten Städte für die deutsche Bildungsgeschichte machte. – Eine halbe Stunde von W. liegt das Lustschloß Belvedere mit einem ausgezeichneten Park.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 681.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: