Karl August

[563] Karl August, Großherzog von Sachsen Weimar-Eisenach 1758–1828, war ein ebenso um die Ausbildung und den Wohlstand seines Volks, als auch um die deutsche Kunst und Wissenschaft überhaupt hochverdienter Fürst. Sein Vater war der Herzog Ernst August Konstantin, welchen er schon ein Jahr nach seiner 1757 erfolgten Geburt verlor, und seine Mutter, die hochgebildete Amalie, eine braunschweig. Prinzessin welche nach dem Tode ihres Gemahls noch einen Sohn gebar. Mit großer Klugheit führte die vortreffliche Frau die Regentschaft und leitete die Erziehung ihrer Söhne, denen sie früh einen lebhaften Sinn für alles Schöne, Edle und Große einflößte. Graf von Görtz ward auf Empfehlung des Königs von Preußen, Friedrich III., Gouverneur der beiden Prinzen und mit ihm und dem als geistreichen Schriftsteller bekannten von Knebel, reisten die Prinzen gegen Ende des Jahres 1774 nach Paris und in die Schweiz. Auf dieser Reise wurde K. mit Goethe bekannt und würdigte denselben bald seiner Freundschaft. Als K. sein 18. Jahr erreicht hatte, wurde er für mündig erklärt, und 1775 übernahm er selbst die Regierung. Bald darauf vermählte er sich mit Luise, Prinzessin von Hessen-Darmstadt. Nachdem K. 1786 in preuß. Kriegsdienste getreten war, machte er als Freiwilliger 1792 und 1793 den Feldzug gegen Frankreich mit und wurde 1797 preuß. Generallieutenant. Nach den Schlachten bei Jena und Auerstädt verwüsteten die Franzosen sein Land und dadurch sah er sich genöthigt, seine Entlassung aus dem preuß. Heere zu nehmen und sich im Dec. 1806 dem Rheinbunde anzuschließen. Als sich jedoch 1813 die Aussicht zur Befreiung vom franz. Joche eröffnete, schloß sich K. alsbald den Verbündeten an, trat 1814 in russ. Kriegsdienste und führte 25,000 M. Sachsen, Hessen und Russen nach den Niederlanden. Er nahm, nachdem er zu Paris und London gewesen war, am Congreß zu Wien Theil, durch welchen sein Land erweitert wurde und den Rang eines Großherzogthums erhielt. Er und sein Sohn Bernhard machten auch den Feldzug von 1815 mit. Eine Entschädigungssumme von 800,000 Thlrn. benutzte er, um den Wohlstand seines Landes, welcher durch den Krieg sehr gelitten hatte, wieder zu heben. K. war der erste deutsche Fürst, welcher die 1815 allen deutschen Ländern zugesagte landständische Verfassung in seinem Lande 1816 einführte. Überdies war er eifrig um Verbesserung der Rechtspflege und der Verwaltung, sowie um die Pflege der Wissenschaften auf der Universität Jena besorgt. Auch die Preßfreiheit beschützte er, bis die Ausschweifungen, zu welchen sich Unüberlegte hinreißen ließen, eine Beschränkung derselben nothwendig machten. Weimar wurde durch die Unterstützung und Theilnahme, welche sein Fürst talentvollen Männern angedeihen ließ, der Mittelpunkt der Poesie in Deutschland, welche hier ihre größten Pfleger hatte. Goethe, Herder, Wieland, Schiller, Musäus, Knebel und noch viele andere ausgezeichnete Männer lebten unter K.'s Schutz in Weimar. Denkmäler des ebenso das Nützliche wie das Schöne fördernden Fürsten sind der schöne Park, das von ihm nach dem Brande 1771 schöner aufgebaute Residenzschloß, der botanische Garten zu Belvedere, die Musterwirthschaften in Oberweimar und verschiedene andere. K. war auf der Rückreise von Berlin nach Weimar begriffen, als er 1828 plötzlich in Graditz bei Torgau starb. Seine Leiche ruht in Weimar bei Schiller und Goethe.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 563.
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