Weiller

[680] Weiller (Cajetan von), ein um die religiöse Aufklärung im katholischen Deutschland verdienter Gelehrter und Schriftsteller, war der Sohn armer Ältern aus dem Bürgerstande, geb. am 2. Aug. 1762 zu München. Auf dem Lyceum daselbst widmete er sich dem Studium der Philosophie und Theologie, empfing 1785 zu Freisingen die Priesterweihe und beschäftigte sich dann aus Mangel einer öffentlichen Anstellung mit der Ertheilung von Unterricht, namentlich in der Mathematik, sowie in einer Bildungsanstalt bei den Theatinern (s.d.) in der Philosophie und Theologie. Um sich auf ein geistliches Amt vorzubereiten, unterzog er sich seit 1790 der Seelsorge, bis er 1799 auf den Ruf seiner pädagogischen Tüchtigkeit und schriftstellerischen Leistungen [680] zum Professor der praktischen Philosophie und Pädagogik zu München ernannt wurde. Im J. 1802 ward er Rector des dortigen Lyceums und ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und sah sich seit 1809 als Studiendirector an die Spitze aller Lehranstalten in München gestellt. Nachdem er eine Zeit lang Erzieher des Prinzen Karl von Baiern gewesen war, ward er 1812 in den Adelstand erhoben, legte 1823 das Directorat nieder und wurde nun Geheimrath und Generalsecretair der königl. Akademie der Wissenschaften, welche Stelle er bis kurz vor seinem Tode verwaltete, der am 23. Juni 1826 erfolgte. W.'s Wirksamkeit ward vorzugsweise durch eine freisinnige Denkart bestimmt, die eine Folge seines gründlichen Studiums der Philosophie war. Wie er deshalb in seiner amtlichen Stellung und als Schriftsteller auf das thätigste für ein durch die Vernunft gereinigtes Christenthum und eine gute Erziehung wirkte, so war er auch ein muthiger Bekämpfer der Frömmelei, des Aberglaubens und aller zeitwidrigen Bestrebungen, wie wenig er sich auch dadurch der röm. Kirche empfahl.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 680-681.
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