Rigas

[712] Rigas (Konstantinos), einer der ersten Vermittler der griech. Freiheit und höchst beklagenswerther Märtyrer seiner patriotischen Bestrebungen, war 1753 zu Betestini in Thessalien geboren und besaß von Natur ausgezeichnete Anlagen. Mittel und Verhältnisse erlaubten aber nicht, daß sich R. ausschließend den Wissenschaften hingeben konnte; er trieb vielmehr bis 1790 in Bukarescht Handelsgeschäfte, war auch Secretair eines Bojaren, beschäftigte sich aber fortwährend mit alten und neuen Sprachen und ihrer Literatur und hing dem kühnen Plane nach, die Befreiung seines Vaterlandes vom türk. Joche zu vermitteln. Zu dem Ende suchte er die Einflußreichen und Gebildeten seiner Landsleute für eine geheime Gesellschaft, die Hetairia, zu gewinnen und sich des Beistandes angesehener Ausländer zu versichern, sowie durch Verbreitung geeigneter Schriften und durch hinreißende patriotische Dichtungen, welche ihm den Beinamen des Tyrtäus (s.d.) der Neugriechen einbrachten, die rohe Masse der Griechen zum Hasse wider ihre Unterdrücker, zur Sehnsucht nach Freiheit und zu patriotischen Thaten zu begeistern. R. hatte sich zu besserer Betreibung seiner vielseitigen Zwecke einige Zeit in Wien aufgehalten, als der Kaufmann Eleutherios Oikonomos und der Bischof von Belgrad, Methodios, zu Verräthern an ihm wurden und R. mit acht seiner Vertrauten dem türk. Gesandten in Wien als Verschwörer anzeigten. Jetzt wollte R. sich nach Griechenland flüchten, ward aber vor seiner Einschiffung in Triest mit sechs Freunden verhaftet. Des schrecklichen Looses gewiß, das seiner wartete, suchte er mit einem Dolche sein Leben zu enden, traf sich aber nicht tödtlich und ward nach Wien abgeführt. Vorher war es ihm noch gelungen, das Verzeichniß der Mitglieder der Hetairia zu verschlucken und keine Drohung vermochte ihn zu Angabe derselben zu verleiten. Endlich ward er im Mai 1798 von Wien mit dreien seiner Freunde in Fesseln nach Belgrad abgeliefert, wo der Pascha sie hinrichten ließ, und R. namentlich zwischen Bretern lebendig zersägt worden sein soll. Von seinen Dichtungen sind mehre in Schott's und Mebold's »Taschenbuch für Freunde der Geschichte des griech. Volks« (Heidelb. 1824) griech. und deutsch enthalten und außer Andern hat Schott in »Nachrichten über R.'s Leben u.s.w.« (Heidelb. 1825) diesem von den Griechen als »Märtyrer für Religion und Freiheit« betrauerten Patrioten ein Denkmal gesetzt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 712.
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