Schadow

[55] Schadow (Joh. Gottfr.), Professor und Director der königl. Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin, wurde 1764 in Berlin geboren. Als der [55] Sohn eines Schneiders schien er wenig Hoffnung hegen zu dürfen, sein früh erwachendes Talent zu der zeichnenden Kunst schulgerecht entwickeln zu können, bis er zufällig zum Unterricht eines Bildhauers im Zeichnen gelangte und sich endlich der Bildhauerei widmen konnte. Von Berlin aus wandte er sich erst nach Wien und von da, auf Kosten seines Schwiegervaters, nach Italien, woselbst er von 1785–87 unermüdet in seiner Kunst thätig war und für eine Gruppe in gebranntem Thon die goldene Preismedaille erhielt. Im J. 1788 nach Berlin zurückgekehrt, war sein erstes großes Werk das dem Grafen von der Mark in der Dorotheenkirche 1790 errichtete Denkmal, welchem die Kolossalstatue Ziethen's, die Bildsäule Friedrich's des Großen zu Stettin u.a.m. folgten, worunter besonders das Denkmal Luther's in Wittenberg und das Modell zu dem Viergespann auf dem brandenburger Thore zu Berlin zu bemerken ist. So begründete er nach und nach seinen Ruf als den eines der ersten Bildhauer Deutschlands. Auch hat man mehre schriftliche Arbeiten über Gegenstände seines Fachs von ihm, welche geschätzt sind, als: »Wittenbergs Denkmäler der Bildnerei, Baukunst, Malerei u.s.w.« (Wittenb. 1825, 4.) und die »Nationalphysiognomien, oder Beobachtungen über den Unterschied der Gesichtszüge und die äußere Gestaltung des menschlichen Kopfes in Umrissen bildlich dargestellt« (Berl. 1835, 4.) – Ein ausgezeichneter Bildhauer war auch sein Sohn Rudolf S., welcher 1822 zu Rom starb. – Der zweite Sohn, Wilhelm Friedrich S., geb. zu Berlin 1789, ist berühmt als Maler und Gründer einer Malerschule, welcher wir die ausgezeichnetsten neuern Leistungen verdanken. Nachdem er in Rom, wo er zur katholischen Kirche übertrat, den Grund zu seinem Ruhme gelegt hatte, wurde er Professor bei der berliner Akademie und 1826 kam er an Cornelius' Stelle als Director der dortigen Kunstakademie nach Düsseldorf. Er hat über 200 Schüler gezogen und unter ihnen Lessing, Hübner, Sohn, Hildebrand, Schröter, Künstler, welche die größte Anerkennung und Bewunderung durch ihre ausgezeichneten Werke gefunden haben. Unter S.'s eignen Bildern ist eins der berühmtesten die Evangelisten in der werderschen Kirche zu Berlin.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 55-56.
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